Illies wählte 4 Kapitel für seine Geschichten, Anekdoten und akribischen Recherchen über den Maler Caspar David Friedrich.
1. Feuer

2. Wasser
3. Erde

4. Luft
Die vier Elemente ziehen sich wie ein roter Faden durch das Werk, das die Hintergründe der Malerei und den Maler intensiv beleuchtet. Leser erfahren mehr über den Menschen, den Maler und rothaarigen Sonderling. Darüber hinaus erfährt der Leser auch einiges über die Geisteshaltung, den Zeitgeist und insbesondere das Verhältnis von Friedrich zu Johann Wolfgang von Goethe oder der Klassik zur Romantik. Immer wieder kommentiert Illies mit Ironie:

„Muss man auch erst einmal hinbekommen“. Seite 29.

„Und so zieht er statt der Kerzen die Personen auf seinen Zeichnungen in die Länge. Das nennt man Familientradition“. Seite 21

„Friedrich lässt hier aus dem Tosen der vier Elemente plötzlich den Zauber der Stille entstehen“. Seite 38

Illies stellt Bezüge zu Zeitgeschehnissen her:

  • Seite 124: „ Am Tag der geplanten Ausstellungseröffnung der „Moonwatcher“, dem 11. September 2001, fliegen zweit islamistische Attentäter mit gekaperten Flugzeugen in das Wolrd Trade Center und zerstörten es. Das Zeitalter der Romantik ist zu Ende, als es gerade neu eingeläutet werden soll. Am Abend des 11. September kann niemand in New Yorks Innenstadt den Mond betrachten, der Ruß vernebelt den Himmel und die Angst den Blick nach oben.“
  • Seite 126: „Mitte Februar 2022 kehrt „Auf dem Segler“, dieser besondere Traum von Freiheit, dann nach St. Petersburg zurück. Nur ein paar Tage nach der großen Feier der „grenzüberschreitenden Kunstbewegung der Romantik“ überschreitet Russland eine ganz andere Grenze und beendet den Traum von Freiheit in der Ukraine. Friedrichs gemalt Utopie wird für westliche Augen lange zeit unerreichbar sein. Auch diese Paradoxien müssen wir aushalten, wenn wir uns der Geschichte von Caspar David Friedrichs Bildern stellen.“
  • Der Kunstraub am 28.07.1994. Es werden Gemälde von William Turner und Friedrich aus der Schirn in Frankfurt geklaut. „Auch am nächsten Morgen versucht sie (die Direktorin der Schirn), ihn zu erreichen, bekommt ihn aber nicht an die Strippe, Handys gibt es noch nicht, und so spricht sie ihm noch einmal aufs Band. Sie ist verwirrt, als sie mittags einen irritierten Anruf des verstörten Hamburger Direktors erhält, warum sie ihn nicht längst angerufen habe. Da stellt sich heraus: Die Direktorin hat einen Hamburger Zahnarzt gleichen Namens auf den Anrufbeantworter gesprochen. (Seite 203)


Letztes Kapitel „Luft“ (Seite 232) „ Ich versuchte, so schreibt Judith Schalansky (*1980 Greifswald), mir eine Welt ohne Vögel vorzustellen. Es hieße nichts anderes, als sich das Grauen auszumalen, die totale Stille, das Ende der Welt“. Im Juni 2023 übergibt sie als neunte Autorin ein neu geschaffenes Werk an die Future Library der Deichmanske bibliotek in Oslo. In einem NDR Trailer werden Klimaaktivisten in der Hamburger Kunsthalle gezeigt, die auf Friedrichs Naturbilder aufmerksam geworden sind, seine Werke verehren und eine Klimaaktion durchführen wollen. 2024 feiern wir den 250. Geburtstag von Friedrich. Die erste große Ausstellung zum Jubiläum ist die Retrospektive in der Kunsthalle Hamburg: "Caspar David Friedrich. Kunst für eine neue Zeit"

 

»Florian Illies malt mit Worten. Seine Bücher sind Collagen der Zeitgeschichte – unterhaltsam, humorvoll, kritisch und dabei nie langweilig. Er fängt darin gekonnt die Atmosphäre vergangener Zeiten in starken Geschichten ein. (Der Bestseller ›Generation Golf‹ ist eine ironisch-liebevolle Hommage an und über seine Generation. Auch ich habe darin manches unserer Jugendzeit wiedererkannt. Mit ›1913‹ gelang Florian Illies ein Welterfolg.) Er ist ein exzellenter Beobachter, Historiker und Journalist. Seine Geschichten sind authentische Zeitreisen: Sie fesseln und lassen die Leser nicht mehr los« Ministerpräsident Dr. Markus Söder anlässlich der Preisverleihung „Ehrenpreis“ Bayerischer Buchpreis, 07.11.2023

 

Das Zitat trifft auch auf das Buch „Zauber der Stille – Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten“ zu.

 

01.01.2024

Amy Liptrot NACHTLICHTER

 

Beim Lesen begleite ich die Protagonistin Amy Liptrot (*1986) auf ihrem Weg, kann Anteil nehmen an ihren Wünschen, Hadern, Versuchen, Zweifeln, immer wieder neu beginnen. Ich nehme Anteil an einer zunehmenden Liebe zur Naturbeobachtung, kann mit ihr über einsame Klippen wandern und lerne in denen wie Essays zu lesenden einzelnen Kapiteln nicht nur viel über die immense Abhängigkeit, die Alkohol im Leben einer Person schaffen kann und der Schwierigkeit, sich diesem wieder zu entziehen, sondern auch über Vögel und menschliches Inselleben, Felsformationen, Fische, Geschichten der Besiedlung, Wetterumschwünge und Nachthimmel.


Das Buch ist absolut lesenswert und gut lesbar. Es verschmelzen Natur- und Selbstbeobachtungen in einer wellenförmigen, Nachtlichtern gleichen Form mit- und ineinander, ergänzen sich und machen – sofern Mensch das nicht sowieso schon hatte – sehr viel Lust auf eine äußere Einsamkeit, die innere Räume eröffnen kann.


Ich bin beeindruckt von der Ehrlichkeit von Amy Liptrot beim Schreiben von eigenem Handeln, welches sicher im nüchternen Zustand weit jenseits der eigenen Schamgrenzen liegt. Ich verstehe, wie gut es ist, dies nicht auszusparen, es zu benennen, offen zu legen, sich selbst zu erzählen, um ein Leben weiter und neu zu leben, welches nicht auf Vermeidungen, sich selbst zu begegnen, basiert.

 

18.06.2023

Das finstere Tal von Thomas Willmann, 2011 – Weihnachtswichtelbuch 2022

Zitat amazon: Die Alpen, Ende des 19. Jahrhunderts, kurz vor Winterbeginn. Ein Fremder kommt in ein einsam gelegenes Hochtal. Er sei Maler und suche Quartier. Die Bewohner sind misstrauisch, lassen sich aber von seinem Gold überzeugen. Der erste Schnee schneidet das Tal von der Außenwelt ab. Das Leben im Dorf kommt zur Ruhe, man hat sich an den Fremden gewöhnt. Doch dann gibt es den ersten Toten, bald darauf einen zweiten. Eine dramatische Geschichte von Liebe und Hass, Schuld und Vergeltung nimmt ihren Lauf…

Ein Krimi und Western in den Alpen -  ein perfekter Genremix. Ein Buch zum Versinken, Verreisen und Mitfühlen. Obwohl er sehr finster ist, weil im Roman der Winter kommt… eine finstere, üble Geschichte seinen Lauf nimmt… Grieder, der Protagonist „rechnet“ auf seine Art mit seiner Familiengeschichte ab: dabei wird es sehr düster und bisweilen sehr dunkel/finster. Nichts für schwache Nerven. Zum Teil (Krimi) sehr blutrünstig, aber am Ende siegt die Gerechtigkeit, die Ehrlichkeit, das Gute 😊. Endlich ein Happy End! Endlich sorgt einer mal für Ordnung und Gerechtigkeit.

Im Film wurde der Maler aber durch einen Fotografen ersetzt. Der Fotograf hält den Protagonisten wortwörtlich den Spiegel vor, was m.E. nach noch viel besser in die Zeit, das Genre passt und mich noch mehr überzeugt hat. Ein wunderbares Buch und noch bessere, sehr gute (prämierte, mehrfach ausgezeichnete) deutsch-österreichische Verfilmung, die gerade an diesem Wochenende zum Frühlingsanfang perfekt passte!

Das finstere Tal lässt uns den düsteren/finsteren Winter vergessen, auf den Frühling und Sommer, auf eine lichte, fröhliche Zeit hoffen…nach dem Motto: „endlich mal wieder richtig Aufräumen!“ Frühjahrsputz machen 😊

Kategorie: sehr empfehlenswert: Buch als auch Film. Kam gerade perfekt zum Frühlingsbeginn 2023, ein wunderbares Weihnachtsgeschenk der Rotkehlchen-Lesekreisgruppe. DANKE hierfür.

 


Sunset, ein Roman über die Autoren Feuchtwanger und Brecht im kalifornische Exil - der Roman einer ungewöhnlichen Freundschaft. Weltberühmt, wohlhabend, aber argwöhnisch beschattet von den Chargen der McCarthy-Ära, lebt Lion Feuchtwanger 1956 noch immer im kalifornischen Exil - der letzte der großen deutschen Emigranten. Als ihn an einem Augustmorgen die Nachricht vom plötzlichen Tod Bertolt Brechts erreicht, ist er tief erschüttert. Er hatte Brechts Genie entdeckt, hatte ihn gefördert, war ihm eng verbunden gewesen. In stummer Zwiesprache mit dem toten Freund ruft Feuchtwanger die Stationen dieser Freundschaft wach, ihren Beginn im München der Räterepublik, die literarischen Triumphe der Zwanzigerjahre, die Flucht und das Leben im Exil. Aus seinen Erinnerungen kristallisieren sich zugleich die Antriebsfedern des eigenen literarischen Schaffens heraus: die Trauer um die als Säugling verstorbene Tochter, seine Schuldgefühle und sein Ehrgeiz.

 

04.02.2023


In der unmittelbaren Nähe eines verschlafenen Ortes am Niederrhein soll das Kernkraftwerk, der „schnelle Brüter“ gebaut werden, ein Vorhaben das für tiefe Risse in der dörflichen Gemeinschaft sorgt. Auf der einen Seite stehen die Zauderer, die an den Beziehungen und den gewachsenen Strukturen des dörflichen Lebens festhalten, auf der anderen Seite stehen die Fortschrittsgläubigen, die auf Veränderung und wirtschaftlichen Wohlstand hoffen. Die dritte Gruppe kommt von außerhalb, die Anti-Atomkraft-Aktivisten, von beiden Seiten misstrauisch beäugt, die den Bau um jeden Preis verhindern wollen und mit ihren politischen Aktionen zusätzliche Unruhe in das Dorf bringen.

In diesem Spannungsfeld wächst der Ich-Erzähler auf, der identisch mit dem Autor ist. In drei Zeitebenen – Kind, Teenager, Erwachsener – beschreibt Peters nicht nur die durch den Kraftwerksbau ausgelösten Veränderungen seiner Heimat, das Auseinanderbrechen dörflicher Strukturen, sondern auch seine persönliche Entwicklung. Die Auseinandersetzungen mit den Eltern, das allmähliche Hinterfragen unumstößlicher Autoritäten, die erste Liebe, die Entwicklung eines politischen Bewusstseins, die Abkehr und die Heimkehr.

Peters‘ melancholischer Rückblick ist nicht nur eine Mischung aus Coming-of-Age Roman und Beschreibung einer politischen Sozialisation, sondern auch ein bemerkenswertes Zeitzeugnis.

 

02.01.2023


8 Sterne                       18.01.2022

 

Wiesenstein, dtv, 544 Seiten

2014 erhielt der Autor den Niederrheinischen Literaturpreis. Ich kannte bereits den Roman „Königsallee“ (2013).  

Bislang unbekannte Tagebuchnotizen des Literaturnobelpreisträgers Gerhart Hauptmann bereichern die Schilderung eines luxuriösen Lebens, in der prächtigen Villa „Wiesenstein“ im Riesengebirge. Ein Leben mit Zofe, Butler, Gärtner, Köchen, Sekretärin im März 1945. Pleschinski erzählt anschaulich, spannend und vergegenwärtigt eine Welt, die verloren gegangen ist. Die Villa Wiesenstein existiert, kann besichtigt werden. Das Cover zeigt den mächtigen Turm und im Innern sind die Malereien der Wandelhalle zu sehen.


                                         16.01.2022

 

Nell Leyshon, Die Farbe von Milch

Mein Name ist Mary. Mein Haar hat die Farbe von Milch. Und dies ist meine Geschichte. Die Geschichte wirkt sehr eindringlich, weil es Mary selbst ist, die sie für uns aufgeschrieben hat. Sie schreibt sich von der Seele, was sie belastet, was ihr widerfährt. Es geht sehr langsam, da sie erst schreiben gelernt hat. Es strengt sie an, aber sie kämpft, weil sie es so sehr möchte. Sie weiß, ihre Geschichte muss erzählt werden.


                                 15.08.2021

 

Die Sumpflandschaft, die Marsch und sein Marschmädchen. Ihre Entwicklung(en) vom verlassenen Kind/Mädchen zur anerkannten Biologin, Autorin/Schriftstellerin/Künstlerin. Die Landschaft wird zur touristischen Location.

Gerichtsverfahren, persönliche Entwicklungen veranlassen zum Nachdenken über Natur und Menschen. Ein gelungenes Konglomerat.

 

Heyne Verlag, TB


2,5 Sterne                     04.09.2020

 

Die diesjährige Preisträgerin des Niederrheinischen Literaturpreises ist Ulla Lenze. Der Roman „Der Empfänger“ machte mich neugierig. Es geht um einen Funkamateur, einen Deutschen in New York. Ulla Lenze hat die Biografie ihres Großonkels im Roman verarbeitet. Der Protagonist möchte „nur Stimme sein, Teil einer körperlosen Menge“ sein. Josef Klein sitzt an seinem selbstgebauten Funkgerät und er empfängt die Mitteilungen von Menschen aus aller Welt. Der Gebrauch von Rufzeichen statt Namen verleiht ihm völlige Anonymität, und nichts wünscht er sich mehr. Aus diesem Grund ist er in den Zwanzigerjahren nach New York ausgewandert, in die multikulturelle (Jazz) Millionenstadt, in der man sich von seiner Herkunft befreien kann. Bis zum Schluss verweigert die Autorin eine klare Einordnung des Protagonisten. Zwar verwirrt dies den Leser, aber dies macht den Roman m.E. gerade lesenswert. Joe, Josef oder Jose kann je nach Ansicht Täter, Widerständler, Kollaborateur oder Verräter sein. Der Funker „Klein“ lässt sich instrumentalisieren - ein bloßer Empfänger - von Befehlen.


9 Sterne             26.04.2020

 

Jüdische, italienische und französische Ausdrücke und Textpassagen verstärken die Atmosphäre des Romans. Ein Buch, das durch die erschütternde, destruktive Wirkung, die der zweite Weltkrieg auf die Toleranz und das Zusammenleben der Kulturen hatte, fasziniert.
„Warum liest Du so was? Dieser Camus ist ein herzloser Mann, ohne Gott, ohne Moral!... Dass er nicht versuchen sollte, in dem, was ihm absurd erschien, einen Sinn zu suchen? Dass es in Wahrheit keinen Grund dafür gab, warum der eine starb oder der andere lebte, und dass uns nichts blieb, als die Sinnlosigkeit der Welt sehenden Augen auszuhalten? Seite 383, 384. Ein wirklich grandioses Buch, eine absolute Leseempfehlung!


8 Sterne             22.04.2020

 

Historisch, melancholisch, meisterhaft!

 

Ein fiktiver Roman über die sieben Musiker an Bord des Riesendampfers Titanic. Die zusammengewürfelte Truppe aus aller Herren Länder erlebt die letzten fünf Tage, die ihnen an Bord verbleiben. Der Leser lernt unterschiedliche Lebensgeschichten kennen, die am 15. April 1912 mit dem Untergang der Titanic enden. „Und die Titanen wurden in den Abgrund, in ewiges Dunkel geworfen und dort angekettet, in quälenden Ketten im nebligen Tartaros“ S. 187.

 


7 Sterne             20.04.2020

 

Jophaniel, Hachamel, Nith Haia und die junge Auszubildende Ilmuth – diese vier Engel auf den Brücken von Prag - haben eine wichtige Mission: Sie sollen Menschen, die in Kürze sterben werden, eine letzte Freude machen. Diese himmlischen Wesen tragen keine Flügel, neigen zum Zynismus und sind doch fest davon überzeugt, dass jedes Promille menschlichen Glücks schon ein großer Erfolg ist....(Klappentext) Auf nur 126 Seiten eröffnet sich dem Leser ein unglaublich tiefsinniger, trauriger, aber auch witziger Roman über das Leben und den Tod. Am Ende steht nicht nur die Aussage: CARPE DIEM. In diesem Roman geht es vor allem um zwischenmenschliche Beziehungen. Ihr Credo lautet: „Wir müssen nicht an Gott glauben, aber wir dürfen die Hoffnung nicht aufgeben“ (letzter Satz, der 2x vorkommt)

Hachamel - der Chef dieser Truppe; nimmt die Todesfälle manchmal viel zu persönlich und verträgt angeblich den Klimawechsel nicht immer gut. Er ist der Älteste und Ruhigste unter ihnen.

Nith-Haiah - der Zweitälteste; hat eine Schwäche für Fernsehserien und liebt es daher Menschen mit Berühmtheiten zu vergleichen, aus Serien zu zitieren, oder einfach Situationen aus diesen zu vergleichen.

Jophaniel - sarkastisch und zynisch; glaubt nicht immer an Gott, zumindest zweifelt er an den Logistikfähigkeiten des Arbeitgebers und ist mit den Arbeitsbedingungen unzufrieden.

Ilmuth - das weibliche Engelsexemplar unter ihnen und das Nesthäkchen, wenn man das bei Jahrhundert alten Engeln so sagen kann. Dieser Einsatz in Prag ist ihr erster und sie ist quasi noch in Ausbildung. Bis auf Ilmuth kommt jeder Engel zu Wort und mit ihnen besucht der Leser die beiden Todeskandidaten, aber auch deren Angehörigen. Die Aufgabe der Engel ist nicht nur das kurzfristige Glück der "Klienten", sondern auch die Hinterbliebenen. Denen wird geholfen mit dem Verlust besser zurecht zu kommen.

Ester, eine junge Witwe, die noch in der frischen Trauerphase steckt, nachdem ihr Mann an Krebs gestorben ist, versucht wieder ins Leben zurückzukehren. Wie sich im Verlauf der Geschichte herausstellt ist sie auch auf gewisse Art ein Engel. Scheinbar haben die lebenden Protagonisten so gar nichts miteinander zu tun oder gemeinsam und doch ist ihr Schicksal eng miteinander verbunden. Wie eng erfährt der Leser erst während des Lesens. Der Schreibstil ist flüssig, schnörkellos und nüchtern. Wer ein esoterisch angehauchtes Engelbuch erwartet, liegt komplett falsch.


8 Sterne             12.04.2020

 

Das Geräusch einer Schnecke beim Essen“ von Elisabeth Toya Bailey entstand, weil die Autorin mit 34 Jahren auf einer Europareise an einem Virus erkrankte, der sie monatelang ans Bett fesselte. Das Büchlein bezeugt mit einem glasklaren Blick für Details von bezaubernder Langsamkeit. Beim Lesen wird man von einem meditativen Sog eingenommen. Das Buch in der Hand wird zum Schatz und brachte Elisabeth Tova Bailey zu Recht viele Preise, darunter den National Outdoor Book Award (2010) und den William Saroyan International Prize for Writing (2012), ein. Ein unglaubliches Buch übers Innehalten und über die Schönheit achtsamen Wahrnehmens.


7 Sterne                   09.04.2020

 

Ein Krimi mit dem gewissen Etwas!

Ein Austauschprogramm von Europol, bei dem die "besten" Polizeikräfte für 1 Jahr ihren Arbeitsplatz tauschen, sorgt dafür, dass der Deutsche Leander Lost (Titel des Buches Lost in Fuseta) an die portugiesische Algarve gerät und mit dem portugiesischen Team einen Mordfall aufklärt, bei dem es um die Wasserversorgung an der Algarve geht. Schnell stellt sich heraus, dass Lost etwas speziell ist. Er hat Portugiesisch in 3 Wochen gelernt, hat ein fotografisches Gedächtnis und deutliche Probleme mit der Entschlüsselung der Mimik seiner Mitmenschen. Außerdem ist er nicht imstande zu lügen.

 

 

Gil Ribeiro, geboren 1965 in Hamburg, landete 1988 während einer Interrail-Reise quer durch Europa dank eines glücklichen Zufalls an der Algarve und verliebte sich umgehend in die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Portugiesen. Seitdem zieht es ihn immer wieder in das kleine Städtchen Fuseta an der Ost-Algarve, wo ihm die Idee zu »Lost in Fuseta« kam. In seinem deutschen Leben ist Gil Ribeiro alias Holger Karsten Schmidt seit vielen Jahren einer der erfolgreichsten Drehbuchautoren Deutschlands. Holger Karsten Schmidt lebt und arbeitet bei Stuttgart.