10 Sterne             07.07.2020

 

"Alleinsein ist o.k. Alleinheit ist die Einheit mit dem All." Seite 16

 

Dies ist das Lieblingsbuch des Deutschschweizer Buchhandels 2019.

Es geht um Freundschaft, um Lebenshilfe, um Liebe und darum um viel Gefühl.

 

"Leben ist etwas hinter und etwas vor sich haben." Seite 148

"Leben rückwärts ist Nebel. Seite 187

"Leben ist der Lärm eines Flügelschlags." Seite 193


9 Sterne             05.07.2020

 

"Und ich bin zu einer Antwort gelangt: Friedfertigkeit." Seite 127

 

Hier geht es um verschiedene Blickpunkte auf Verbrechen. Wie schuldig kann man sein? Kann man verzeihen? Inwieweit kann man weiter leben und wie einigt man sich?

Dies sind sehr schwierige Fragen, die das Buch absolut lesenswert machen.

"Du glaubst also, deinen eigenen Seelenzustand zu pflegen sei wichtiger als Gott zu dienen?" Seite 133

"Wusstet ihr, dass die Migrationszeit der Schmetterlinge und Libellen so lang ist, dass es oft erst die Enkelkinder sind, die das Ziel erreichen?" Seite 103

"Libellen haben sechs Beine und können nicht laufen." Seite 103


4 Sterne             29.06.2020

 

"Mein Leben ist eine Übung im Verheimlichen, ..." Seite 289

 

Inwieweit kann ein Mensch sich verbiegen und verstellen? Reicht die Religion und der Glaube?

Dieses Buch beschreibt eine Befreiung, einen Befreiungskampf.

"Ich las Bücher, und die Geschichten dienten mir als Nahrung, die mir half, durch diese harten Zeiten zu kommen." Seite 312

"In Wahrheit aber sind all diese Vergewisserungen Kopfsache, und wenn mein Kopf sich nicht binden lässt, wenn sich meine Träume nicht auswischen lassen, dann können noch so viele Verbote nicht für meine stille Unterwerfung sorgen." Seite 293


7 Sterne             14.06.2020

 

Aber... Du weißt schon, dass das Ganze nur ein Spiel ist, nicht wahr?" Seite 82

 

Hier wird ein Entwicklungsroman zu einem "Thriller".

Langsam und mit jeder Seite merkt der Leser, in welcher Gefahr die zwei Geschwister leben. Er fühlt mit und hofft auf ein glückliches Ende. Puhh!

"Ich lief zu meinem Zeitreiseauto, schnappte mir eine daneben liegende Eisenstange und schlug zu. ... schlug ein ganzes Jahr Arbeit, ein Jahr voller Konstruktionsskizzen, Recherchen und Hoffnung kurz und klein." Seite 83


9 Sterne             14.06.2020

 

"Die Enttäuschung war ein vertrautes Gefühl ..." Seite 273

 

Christian Baron (Redakteur) schreibt über seine Kindheit und der Leser bekommt einen deutlichen Einblick, was es bedeutet, in schwierigen Verhältnissen groß zu werden. Der Leser spürt Bitternis, aber auch eine gute Lebenseinstellung. Wie kann das sein?

"Ich spürte einen Fluchtreflex und habe gleichzeitig das Gefühl, am Stuhl festgetackert zu sein." Seite 164


2 Sterne             16.05.2020

 

Was habe ich erwartet?

 

Antwort: einen Roman wie "Baba Dunjas letzte Liebe"

 

In der Bücherei stand dieses Buch in der Jugendabteilung ab 12 unter "Freundschaft und Liebe".

Und ich habe bis zur letzten Seite des Romans gebraucht, um zu merken, dass er da auch hin gehört. Naja, es muss dann wohl doch spannend gewesen sein.

 

"Warum glaubst du auch jeden Quatsch?" Seite 145


3 Sterne             15.05.2020

 

"Schrauben in meiner Tasche"

 

Soll man über dieses Thema lachen oder weinen. Heiraten! Ist es ein Allheilmittel? In Algerien wahrscheinlich schon ...

Es geht um unterschiedliche Kulturen, Identitäten und Lebensentwürfe und besonders darum, wie abhängig man von der Meinung der Mutter oder auch der Familie ist.

(Beim Lesen war für mich ärgerlich, dass kein ß benutzt wurde, alles wurde mit ss geschrieben. Nicht okay!)

 

"Fünf Tage, um eine Entscheidung darüber zu treffen, was für eine Person ich gern wäre." Seite 135


3 Sterne             10.05.2020

 

"Ohne Vertrauen ist mir das Leben nichts wert." Seite 31

 

Dieses Buch kennzeichnet sich durch einen tollen Titel und viele interessante Sichtweisen übers Fotografieren, übers Leben und über Schildkröten aus.

 

"Auch unter dem dicksten Panzer steckt Gefühl." Seite 29

 

"Im See ist Musik." Seite 94

 

"Vielleicht sind sie die erste, die Fantasie fotografieren kann?" Seite 84

 

"Welche Wahrheit steht in Ihrem Buch" Sie verstanden meine Frage nicht. Sie sagten: Es gibt nur eine Wahrheit." Seite 74


8 Sterne             01.05.2020

 

SSM, die Sichtschutzmauer

 

Skurril, spannend, lustig, aber trotzdem wahrscheinlich fast das "echte Leben" ... so würde ich diesen Roman umschreiben und natürlich geht es auch um die Liebe.

Das Cover spricht mich allerdings überhaupt nicht an und passt auch nicht. Wer hat das ausgesucht?

"Er hatte schon von den verlorenen Einzelgängern, den LOST SOLOS, gehört - Vögeln, die plötzlich alleine weitab ihrer üblichen Zugrouten auftauchen, weit weg von ihrem Schwarm, auf einem fremden Kontinent, als habe sich etwas in ihrem inneren Kompass verschoben." Seite 142


8 Sterne             26.04.2020

 

"Es erschien: Seine Majestät, der Strand." Seite 38

 

Warum schwimmt jemand durch den Ärmelkanal? Warum bleibt jemand 1 Tag und 1 Nacht im kalten Wasser? Was bringt diese Grenzerfahrung, gerät man in einen anderen Bewusstseinszustand? Und kann es jemand beschreiben, der es "nur theoretisch durchgeführt hat"? Ja, bei Ulrike Draesner habe ich das Gefühl, sie kann es.

"Unter Wasser war der Regen verwandelt. Klopfte nur an, berührte, löste sich auf. so sanft. ... Sein Körper verschmolz mit allem, was ihn umgab." Seite 65


4 Sterne             17.04.2020

 

"Wir spinnen, aber wir sind keine Römer." Seite 17

 

Diesen Roman liest der Leser "mit einem weinenden und einem lachenden Auge".

Lustig, ernst, staunend ... nach (leider) nur 123 Seiten weiß man nicht, was die Basis ist und worauf man sich einstellen muss, sie sind auf alle Fälle inspirierend und frech.

Ein Migrantenroman, eine Erzählung ...

 

"Ich will kein Wort hören. Gib mir die Butter rüber." Seite 34


6 Sterne             16.04.2020

 

"Mensch sein ist schwer." Seite 230

 

Dies Buch handelt vom ersten Ausschwitz-Prozess in Deutschland aus der Sicht einer jungen polnischen Dolmetscherin. Bitte keine Angst vor diesem Buch haben, sondern lesen.

 

"Trost. Sie wollen, dass wir sie trösten." Seite 238

 

"Wofür braucht man Myrrhe?" "Das ist ein Harz. Es wurde früher zur Einbalsamierung von Leichen verwendet. Und es steht für die menschliche Natur. Für das Irdische. Es ist bitter und heilend zugleich." Seite 240


 6 Sterne             13.04.2020

 

"Das Glück war wie ein Bulle, und sie versuchten sich daran festzuhalten." Seite 198

 

Es geht um die Grenze zwischen Wahn und Kreativität, zwischen Liebe und Ersticken, zwischen Elternsein und Egozentrik , zwischen Depression und Gesundsein, zwischen Füreinanderdasein und Rücksichtslosigkeit.

Aus unterschiedlichen Erzählperspektiven wird der Leser in diesen Handlungsstrang hineingezogen und kann der Geschichte nicht mehr entkommen.

"Nie aufhören anzufangen (war das nicht immer unser Motto?)" Seite 64


10 Sterne               09.04.2020

 

... da war es mit der Beherrschung vorbei, mit dem Vernünftigsein, dem Zähnezusammenbeißen, Aufderhutsein-" Seite 115

 

Achtung, der Titel führt einen in die Irre, obwohl ... ist nicht das ganze Leben eine Liebesgeschichte?

 

"... obwohl Gedanken freier schwärmen, als uns lieb ist, obwohl jedes Gehirn seine eigene Grammatik hat, obwohl kein Leben geordnet, jede Biographie eine Konstruktion ist und kein Lebenslauf in eine gerade Reihe zu bringen oder nur dann, wenn man das Schwierige, das Intime, die Umwege, die Ausflüchte, das Kreiseln, die Verzweiflungen und geheimeren Nöte weglässt oder verkürzt." Seite 52

Wegen dieser Sätze ist es mein momentanes Lieblingsbuch. Ich bin total begeistert.


6 Sterne               08.04.2020

 

Was einem widerfährt (nicht beeinflussbar)

 

Diese Erzählung über eine späte Liebe lässt den Leser immer wieder fragen, warum nehmen die beiden ihr Glück nicht an, warum sprechen sie nicht mehr miteinander, warum sind sie nicht einfach nur glücklich. Es ist zum "aus der Haut fahren", aber trotzdem sehr lesenswert. :-)

"Wenn wir den ganzen Tag fahren, wären wir da." Seite 100

"Es war ein schöner Moment, einer von denen, die sich still an einen heften." Seite 132


6 Sterne                  03.04.2020

 

"Eine Erinnerung, als man mal Pflanze war." Seite 60

 

Dieses Buch ist zu Teilen fast ein packender Krimi, zu Teilen eine grandios erzählte Liebesgeschichte und trauriger Kriegsroman, ein Buch über die Menschlichkeit, das Hoffnung gibt.

 

"Gewürze, das sind auf der Zunge die Erinnerungen an das Paradies." Seite 25

 

"Ist ja das Kleine, was die Großen stolpern läßt. Nur müssen wir viele sein, damit die auch fallen." Seite 75


5 Sterne                  31.03.2020

 

"Mein Körper hatte mich zurechtgewiesen."Seite 61

 

Das kann doch kein Roman sein. Nach einiger Internetrecherche sehe ich, dass es ein Roman-Bericht ist. Denn so kann man nur schreiben, wenn man eine Gehirnblutung erlebt hat. Dann stellt man sich wahrscheinlich wirklich schonungslos DIE Fragen. Doch wie schnell kommt der Alltag wieder.

"Ich machte mir nicht nur Sorgen; ich hatte Angst. Angst ist anders, sie lässt sich nicht beherrschen. Seite 60

"Vor mir lag unkartiertes Gelände, in dem mich ein letztes aufregendes Abenteuer erwartete." Seite 22


4 Sterne                  28.03.2020

 

Mit der goldenen Blende

 

Bleibt man immer Kind? Wie betroffen ist man von den Entscheidungen der Eltern? Soll/darf/muss man Einfluss nehmen?

Und wie ist der Umkehrschluss? Wie abhängig ist man von den Meinungen der Eltern? Kann man sich davon freimachen?

"Schon in der Nacht hatte es zu regnen begonnen, inzwischen goss es in Strömen. Carls Mutter sagte: Der Himmel weint, sie sah darin ein Zeichen - wofür genau, blieb ihr Geheimnis." Seite 26 

"So fliegt es also auf, dachte Inge, hier zwischen den Regalen, hier schnappen sie dich, hier gehst du endlich in die Knie und bist bereit alles zuzugeben..." Seite 360


6 Sterne                25.03.2020

 

Ich muss unbedingt auch einmal Löwenzahnwein herstellen und Freunde dazu einladen.

 

Der Autor bringt in einer wunderbaren ruhigen und gleichzeitig lebhaften Art Gedanken, Erinnerungen, Gefühle und Hoffnungen der Menschen in diesem Buch zusammen, die alle in einem kleinen isländischen Fischerdorf leben. Es ist Mitsommer und abends soll ein Konzert stattfinden, wohin die Dirigentin mit dem Rad durchs Dorf radelt.

"Das Meer gibt einem Stille, die keine Stille, sondern eine schwirrende Klangkulisse ist. Es gibt einem Ruhe, die kein Stillstand, sondern Bewegung ist. Es gibt einem Tiefe." Seite 44


4 Sterne                    22.03.2020

 

"Überallhin, wo es umsonst Mittagessen gab" Seite 90

 

Es ist so ein bisschen eine Mischung aus "Die Asche meiner Mutter" und Isabel Allende.

Wioletta Greg schreibt autobiographisch über ihre Familie und über sich in den 70 und 80 Jahren in Polen. Es geht um Menschen, um Alltag, um Landleben, um Hoffnungen und um die Veränderung von Kindsein zum Erwachsensein.

"So glaubte ich auch, dass das "Bügeleisen mit Seele" (denn die Platte, die erhitzt und ins Innere des Eisens gelegt wurde, nannte man Seele), als Aufbewahrungsort für alle Seelen der Familie diente." Seite 56


5 Sterne                    20.03.2020

 

"Schwarzer Humor als Überlebensstrategie - bis auch das nichts mehr half."  Seite 22

 

Ich habe Marion Brasch im Literarischen Quartett gesehen und war nun natürlich auf ihre Bücher sehr neugierig.

Als Tochter eines einflussreichen Funktionärs schreibt sie mit diesem autobiografischen Roman ihre Familiengeschichte nieder.

Ich wurde nicht enttäuscht, denn der Leser kann die persönlichen und geschichtlichen Entwicklungen sehr gut mitverfolgen.

 


10 Sterne                14.03.2020

 

"Wir kenne all net aus unserer Haut, isch net und du net."

Seite 93

 

Was ist das denn für ein herrlicher Roman?

Komisch, tragisch bis traurig und lustig. Eine excellente Mischung!

 

Ursula März schreibt scheinbar mit objektiver Distanz und steht doch mitten im Geschehen.

Der Leser bekommt sehr feinsinnig und spannend ein Frauenleben der Nachkriegsgeneration in der pfälzischen Provinz nahe gebracht. Sehr lesenswert!

"Für Martl aber zählte nur eines: der Sieg über ihre Schwester Rosa im Wettbewerb heroischen Krankseins." Seite 93


7 Sterne                 12.03.2020

 

Der Wachtelkönig bleibt für mich unvergessen.

 

Amy Liptrot schreibt über ihre schlimme Alkohol- und Drogensucht und auch darüber, wie die ersten zwei "trockenen" Jahre danach waren. Ich wünsche ihr alles Gute auf ihrem weiteren Lebensweg und bin froh und glücklich, dass ich ihr Buch mit den vielen positiven Erlebnissen - ohne Alkohol - in und mit der Natur lesen konnte.

"Die Glaskugel ist eine Linse, die die Sonnenstrahlen bündelt, die dann auf einem Papierstreifen eine Spur einbrennen. Aus der Länge der Brennspur lässt sich die Sonnenscheindauer auf die Stunde genau ablesen." Seite 211

"Der Wind ist so laut, dass man seine eigenen Gedanken nicht mehr versteht." Seite 212

 


5 Sterne                   06.03.2020

 

"Unsterblichkeit in Taschenformat" Seite 101

 

Der Roman spielt kurz nach dem Ersten Weltkrieg im russisch-finnischen Grenzgebiet. Es geht um Verfolgung, um Anonymität im Untergrund, Tarnung und menschliche Hilfe und Meinungsschwankungen. Wem kann ich trauen?  Jeder Satz von Siegfried Lenz ist wichtig und spektakulär.

"Der Schlaf ist großzügig. Er bringt seinen Opfern Träume. Er verteilt sie nach eigenem Ermessen." Seite 64

 

"Die Grenze. Hohe Mauer vor dem Sandkasten der Hoffnung, das Rasiermesser an der Kehle der Wünsche, die Grenzen sind Stricke für den Bruder." Seite 148


10 Sterne                   26.02.2020

 

"Man brauchte Hoffnung, man brauchte eine Geschichte." Seite 398

 

5 Generation zwischen 1905 und 2017 leben in Russland und Deutschland ... und dies alles in einem Roman bzw. in einer Familienbiografie verpackt. Das ist ganz nach meinem Geschmack, besonders wenn es um die Menschen geht, um Gefühle, Erinnerungen und Vergangenheitsbewältigung.

 

"Alle Zeiten gemischt, alle Mauern gefallen, all das schlechte deutsche Gewissen. Man rannte ein Leben lang weg, aber am Ende, ausgerechnet dann, wenn man am schwächsten war, holte einen die Vergangenheit doch ein." Seite 341

 

"Vielleicht hatte sie ihn auch gar nicht gefragt, vielleicht hätte sie ihn gern gefragt, vielleicht hatte sie später überlegt, dass sie ihn hätte fragen müssen." Seite 393


3 Sterne                      14.02.2020

 

"Ich spreche zur Seite: ich will nur meine Erinnerungen mit jetzt vergleichen." Seite 392

 

Dies ist die Geschichte einer Familie vor, während und nach dem Jugoslawienkrieg. Mir war der Handlungsstrang oft ein bisschen zu wirr, aber manche Sätze haben mich getroffen und ich habe weitergelesen, um nichts zu verpassen.

 

"Weil jeder alles sagen und denken und nicht sagen darf, und wie sollen Anführungsstriche für nichtgesagtes Denken aussehen, oder für gelogenes Sagen, oder für Denken, das gar nicht wichtig genug ist, um gesagt zu werden, oder für das wichtige Gesagte, das nicht gehört wurde?" Seite 120


5 Sterne                     08.02.2020

 

"Sie hatten jegliche Art von Maske abgelegt und waren auf wundervolle, lehrreiche und kraftvolle Weise sie selbst." Seite 229

 

Diese Biografie zeigt, hinter politischer Geschichte stehen Menschen und in diesem Fall ein besonders einfühlsamer, sympathischer, glaubwürdiger und offener Mensch.

 

Es ist die Sehnsucht in der Seele nach Chancengleichheit für alle Menschen auf der Erde, die die Menschen ungebrochen hoffen lässt.


4 Sterne                03.02.2020

 

Einkaufen, Kochen und Essen einmal anders

 

"Eines Abends füllte ich reife Feigen einfach spontan mit allem, was sonst noch im Garten reif war: Renekloden, Haselnüssen und frischen Maulbeeren, darüber träufelte ich etwas Zitronensaft." Seite 168

 

Ali Güngörmüs lebt seine unbändige Leidenschaft fürs Kochen und Leben und lässt seine Leser sehr erfolgreich daran teilhaben.

"Manchmal entdecke ich bei ihm Dinge, die ich auch nach 25 Kochjahren noch nicht kenne, zum Beispiel Tulpenpuder, der Blütenstaub von ganz frischen, jungen Tulpen." Seite 164


5 Sterne                 01.02.2020

 

"Die Ruhe ist tief." Seite 230

 

Wie kann man das nur schaffen? So lange? Bei den Temperaturen? Ganz besonders hat mich beeindruckt, dass Rosie Swale Pope so herrlich und respektvoll die Natur beschreibt. Dies ist einfach eine große Inspiration, die zum Nachmachen und zum Träumen bringt.

"Wenn es in Irland 40 verschiedene Arten von Grün gibt, so gibt es in den Wälern 40 verschiedene Arten von Stille."  Seite 230

 

"Jeder Tag kommt mit seinen eigenen Geschenken. Binde die Schleifen auf." Seite 239


5 Sterne                        29.01.2020

 

Der Schnee enthüllte eine geheime Welt voller Spuren von Hundepfoten, Stiefeln und winzig kleinen Kinderfüßen, ... (Seite 99)

 

Die Autorin ist selbst Therapeutin und kennt daher vielleicht sehr gut den Blick hinter die Fassade eines Psychiaters. Auf jeden Fall kennt sie die Ängste der Menschen vor dem Alleinsein, vor dem Sterben.

Was ist die größte Sehnsucht der Menschen? Und wieso ist es so schwer, sie zu benennen?


5 Sterne                    23.01.2020

 

Die raue Schönheit und die Macht der Berge / Monte Rosa

 

Unspektakulär, ruhig und spannend hat Paolo Cognetti einen Roman über eine lebenslange Männerfreundschaft, über Naturverbundenheit und über zwei ganz verschiedene Lebensweisen geschrieben.

 

"Während ich den Blick über die Senke schweifen ließ, glaubte ich zwei Jahreszeiten gleichzeitig zu sehen: auf der einen Seite Geröllfelder, Wacholder-, Rhododendronbüsche und seltene Lärchensträucher, auf der anderen Wald und Schnee." Seite 116


10 Sterne             16.01.2020

 

"Als ob sie bessere Flüchtlinge wären als du und deine Familie!" Seite 32

 

Man meint, man kann sich eine Flucht annähernd vorstellen. Gar nichts kann man. Und das macht dieses kleine Heftchen, das wie ein Reisepass aussieht, sehr deutlich.

Es gibt Denkanstöße zu den brennenden Fragen unserer Zeit.

 

So viele Menschen sind von einem selbstbestimmten und individuellem Leben sehr weit entfernt. Hieran zu arbeiten, ist die größte Aufgabe der Menschen.


9 Sterne                     16.01.2020

 

"Keiner rührte sich" Seite 61

 

Janne Teller möchte mit ihrem Roman versuchen, Bewusstsein zu schärfen. Ihr Buch hilft, Räume zu öffnen, in denen die Lebensfrage steht: Was ist der wahre Sinn den Lebens? Gibt es einen?

Es gibt vielschichtige und verwinkelte Antworten und Reaktionen. Werden Abgründe gezeigt oder wird Rettung geboten?

Nachdem das Buch im Jahr 2000 erschien, wurde es an dänischen Schulen verboten. Ein Jahr später erhielt es den Kinderbuchpreis des Dänischen Kulturministeriums. (!)

 

"Still. Stiller. Ganz still." Seite 35

"Kalt. Kälter. Frost, Eis und Schnee." Seite 89


2 Sterne               12.01.2020

 

"Es ist nicht wahr, dass Hummer stumm sind."

 

Der 13jährige Ich-Erzähler wächst bei seinen Großeltern auf, die ein großes norwegisches Berghotel in den 80er Jahren leiten und sehr an den alten Traditionen festhalten.

 

Läuft alles so gut, wie es scheint?

Ist der Niedergang des Hotels noch irgendwie aufzuhalten? Was genau ist mit den Eltern passiert?

Wie wird es mit dem Hotel zukünftig weitergehen?

Die Geschichte wird angenehm ruhig, bildhaft und unsentimental erzählt.


5 Sterne                        04.01.2020

 

"Haben Sie es wirklich geglaubt?"

 

Eigentlich möchte ich keine Romane mehr über diese Zeit lesen, aber nachdem man dieses Buch einmal angefangen hat, kann man nicht mehr aufhören.

 

Es gibt zwei Erzählebenen, Tagebuchaufzeichnungen aus den Jahren 1939 bis 1945 und der Mauerfall in Berlin 1989. Die Gegenwart kommentiert und spiegelt die Vergangenheit. Es geht um das Erleben des Zweiten Weltkrieges, um Schuld und das Weiterleben. Dieser Roman gibt eine gute Sichtweise auf den Alltag der Menschen, auf den Zugang zur Vergangenheit, auf Erkenntnis, auf Schweigen und auf das Licht der Wahrheit.


6 Sterne                     27.12.2019

 

"Mensch wärmt Mensch"

Seite 225

 

Es handelt sich um keine außergewöhnliche Geschichte, so ist es bestimmt in sehr vielen ländlichen Gegenden passiert. Was dieses Buch sehr besonders macht, ist die Erzählweise und Beobachtungsart von Dörte Hansen. Sie hat den Blick für das Wesentliche und am Ende möchte man eigentlich alle Figuren noch besser kennen lernen. Irgendwie ist der Roman ein wunderbare Mischung aus Schweigen und Wandlungen.

"Er fragte sich, ob dieser Brotschneider von Gott vielleicht ein Witzbold war." Seite 139 Ebook-Ausgabe


4 Sterne                    17.12.2019

 

Die Suche nach einem beständigen Alltag

 

Sehr einfühlsam und offen schreibt Erika Pluhar über die Kindheit ihrer Tochter aus Kindessicht.

Berühmte Eltern, Alkoholprobleme, wechselnde Beziehungen bei den Eltern, Asthma, Internatsleben, ...

 

Ich habe es gerne gelesen. Die Tochter nimmt die ständigen Veränderungen in ihrem Leben an, ohne aufzubegehren. Was hätte es auch gebracht?


4 Sterne                          01.12.2019

 

"Wir schaffen eine Wüste und nennen das Frieden." Seite 367

 

Endlich einmal wieder eine einfache und ruhige  Liebesgeschichte, das dachte ich zumindest vorher. Doch sie endet bevor sie überhaupt richtig beginnt tragisch im Jahr 1945 mit der Atombombe in Nagasaki. Plötzlich steckt der Leser mitten in einem Generationenroman, der an den verschiedensten Orten der Welt spielt und im Afghanistankrieg 2002 endet. Japan, Indien, Pakistan, New York ... eigentlich ist es auch ein historischer Roman.

 

Leider gibt es das Buch nur noch antiquarisch zu kaufen oder man leiht es sich bei mir.   :-)


7 Sterne                           28.11.2019

 

Leidenschaft macht einen Sinn.

 

Es liest sich wie ein Fotoalbum der Ich-Erzählerin, mit dem wir sie ein Jahr begleiten dürfen. Die Fotografin ist selbstbewusst und klebt mit einer großen Lebendigkeit jedes kleine Detail in ein zwangloses Miteinander. Alle Fotos möchten beieinander liegen und bilden ein großes Etwas. Bei der Betrachtung der einzelnen Fotos kommt eine Suche zum Vorschein, eine Suche nach der Erklärung der Welt.

Lola Randl hat die Fähigkeit, dem Leser ein komplexes Geflecht von Gefühlen und Naturbeobachtungen zu beschreiben, als würde man die Phantasie eines anderen Menschen betreten. Wunderbar!


4 Sterne                           24.11.2019

 

"Wie etwas übermitteln, was wir uns selbst kaum erklären können?" Seite 53

 

Marceline Loridan war Regisseurin, Drehbuchautorin und Schauspielerin. Sie ist 1928 geboren und mit 90 Jahren verstorben.

 

Als sie 15 Jahre alt ist, wird sie (als Jüdin)  zusammen mit ihrem Vater deportiert. Nach einer sehr schlimmen Zeit überlebt sie, da der Krieg zu Ende ist. Doch ihr Vater ist verschollen. 70 Jahre später schreibt sie ihm einen Brief. 

Dies ist ein schmerzhafter und biografischer Bericht einer Zeitzeugin.

 

"Doch um leben zu können, war mir nichts Besseres eingefallen, als wie meine Onkel vor mir bis zur Unvernunft zu glauben, dass man die Welt verändern kann." Seite 49 Ebook-Ausgabe


5 Sterne                           20.11.2019

 

"zäh und ausdauernd"

 

Auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse war Norwegen Ehrengast, daher wurden viele norwegische Autoren vorgestellt.

 

Dieser Titel und das Cover haben mich sofort angesprochen und besonders natürlich die Rahmenhandlung : Eine Wissenschaftlerin untersucht am nördlichsten Rand Norwegens die Einflüsse der Klimaveränderung auf die Seevögel.

 

Ich sah vor meinem inneren Auge schon die sensationellen Land- und Naturbilder und wurde auch nicht enttäuscht, die Autorin beschreibt sehr gut. Der Leser kann intensiv miterleben und der Stille und den Geräuschen lauschen.

Doch dann entwickelt sich dieser kurze Roman auch noch zu einer Familiengeschichte, die auf zwei Zeitebenen miteinander verknüpft zu sein scheint, und endet hochspannend. Lesenswert!

 

"Einen Wind, der sich in Stundenkilometern messen lässt, kann ich analysieren und bis zu einem gewissen Punkt verstehen, im Gegensatz zu Gefühlen, die sich jeglicher objektiven Messbarkeit entziehen." Seite 15 Ebook-Ausgabe

 

"Es war meine eigene Leere, die er widerspiegelte." Seite 69


8 Sterne                           19.11.2019

 

"Geheimnisse als Währung"

 

Es macht Spaß und berührt das Herz, wenn Sasa Stanisic seine Erzählungen vorliest.

Er beschreibt Menschen und Geschehnisse präzise und knapp, mit so viel Menschenkenntnis und Märchenhaftem, dass einem die Sprache wegbleibt. Leider sind die Erzählungen viel zu kurz.

 


8 Sterne                           02.11.2019

 

"42 Tote = 10.000 Franc.

Eine Zeile in der Bilanz." Seite 91

 

Sorj Chalandon gibt jedem Minenarbeiter, der bei dem Grubenunglück 1974 im nordfranzösischen Levin ums Leben kam, ein Gesicht, eine Geschichte, eine Familie und ein Leben. Damit legt er schützend seine Hand um sie und das tut so gut.

Es geht um Wahrnehmung, um Realität und ums Überleben. Die Unterschiede verschwimmen und enden in einem Gerichtsdrama.

 

"Da unten ist nichts zu sehen, es brennt noch." Seite 81


8 Sterne                                           25.10.2019

 

"Das schweigende Nein"

 

Nach zwei großen Kriegen entstand die Europäische Union. Die Menschen haben erkannt, dass sie besser zusammenarbeiten und nicht gegeneinander kämpfen.

Alte Heimat, Sprache, Glaube ... dieser Entwicklungsroman zeigt, es müssen alle Sprachen und Kulturen respektiert werden. Niemand darf ausgeschlossen werden, damit Frieden herrscht. Sehr lesenswert!

Seite 285

"Mutter sagt, man könne nur dann wirklich mutig sein, wenn man wisse, dass man der Schwächere sei."

 

Seite 293

"Das Gefährlichste auf der Welt seien Koffer, die vor ohnmächtiger, heimwehkranker Wut fast aus den Nähten platzten."

 

Seite 314

"Vielleicht ist das Vaterland nur ein Ort im Kopf. Etwas, von dem man träumt und von dem man singt. Vielleicht ist es auf keiner Karte zu finden, sondern nur eine Geschichte voller Menschen, denen man begegnet, und Orten, die man besucht, voller Bücher, die man gelesen, und Filme, die man gesehen hat."


5 Sterne                         21.10.2019

 

Es ist kein autobiographischer Roman? Es handelt sich bei dieser jüdischen Lebensgeschichte nicht um Erinnerungen?

 

Das ist sehr erstaunlich und der Roman umso lesenswerter. Die Autorin erzeugt mit ihrer humorvollen, zynischen und distanzierten Sprache eine tragikomische Stimmung.

 

Zwei Töchter kümmern sich um ihren dominanten und herrischen Vater, der natürlich die Familienhilfe selbstverständlich und fordernd annimmt. Die Töchter sind genervt, aber er ist und bleibt nun einmal auch der Vater. Jeder wird das nachvollziehen können.


5 Sterne                         17.10.2019

 

"Er war bereit, allen Widerstand aufzugeben." Seite 98

 

Was für ein Thema? Der ideale Ort für einen Selbstmord wird gesucht. Also ...

 

Gilbert, egoistisch und gleichzeitig hilfsbereit, kümmert sich um den lebensmüden Yosa, der aber auch gerne und aufmerksam lebt.

Die Handlung ist wahnsinnig und doppeldeutig, wie die Beschreibung der Farben und der Natur und immer wieder diese Sporttasche. Kino im Kopf - Ich sehe die zwei unterschiedlichen Männer im dunklen Wald daher tapsen, mit dem Strick, der zum Aufhängen dienen sollte, nun miteinander verbunden, damit sie sich nicht verlieren.

 

Seite 58

"Sie brauchten ihm jetzt wirklich nicht mit der Albernheit zu kommen, ihn mittels Bindfäden gängeln zu wollen, er hielt sich an ausreichend viele Vorschriften, wenn auch widerstrebend, und bei einem Waldspaziergang benötigte er keine Kontrolle und keine Bevormundung."

  • Hatte Gilbert einen wahren Begleiter oder handelte es sich um ein zweites Ich?
  • Gibt es Wissenschaftler, die über Bartmode forschen?
  • War alles nur ein Traum, eine Illusion mit wunderbaren Naturbeschreibungen?
  • Ist der Name Yosa Tamagotchi ein Witz und warum bleibt der Fuji immer unsichtbar?
  • Handelt es sich nur um die Suche nach einem würdevollen Ort für einen Selbstmordversuch? 

Shortlist Deutscher Buchpreis 2017


10 Sterne                  15.10.2019

 

"Zur Sprache kommen und zu Freunden." 

 

Nach dem Lesen hat man das Gefühl, nun ist alles zum Thema Herkunft und zum Thema Menschen gesagt. Ruhe und ein tiefes Verständnis macht sich breit, aber auch ziemliche Sorgen um unser Zusammenleben.

Bis man am Ende des Buches spielerisch wieder ins Leben zurückgeführt wird. Der Leser steht Kopf, weiß am Ende gar nichts mehr, ist aber absolut glücklich. Ein sehr beeindruckendes Buch.

 

Seite 152

"Zurechtzukommen als Bedürfnis und Handlung kannte fast jeder an der IGH. Manchen gelang es besser als anderen, das war der Hauptunterschied. Die Sehnsüchte der Ankömmlinge ähnelten sich oder waren nachvollziehbar. Zur Sprache kommen und zu Freunden. Zum Alltag kommen. Nach Hause zurückkehren, sofern ein Zuhause noch irgendwo existierte."

 

Seite 136

"Etwas können ist das Beste. Der Koffer aus Sprache ist mit mehr Gepäck leichter geworden."

 

Deutscher Buchpreis 2019


3 Sterne                        11.10.2019

 

Cover als Suchbild

 

Wer diesen Roman liest, muss damit rechnen, sich in der Geschichte zu verlieren und sich nicht mehr zurechtzufinden. Vieles bleibt ungesagt oder nur angedeutet.

 

Aber das Lesen von Marions Poschmanns Sätzen macht großen Spaß und beruhigt.

 

Seite 77

"Tagebau, das Erzeugen von Leere bei Tag und bei Nacht."

 

Seite 153

"Wo der Blick nicht hindringt, füllt sich das Dunkel mit Vorstellungen."

 

Seite 169

"Er bevorzugt innere Postkarten, das Wissen, irgendwo gewesen zu sein und einen Ort damit einzukassieren." 


10 Sterne                       05.10.2019

 

"Im Grunde hat er einen schönen Sarg." Seite 227

 

Ich weiß nicht, was ich am besten finden soll. Ist es die Erzählperspektive in der Tagebuchform, ist es das vielschichtige Wissen, was der Leser über Bienen erhält, ist es die Ehrlichkeit, sie Sachlichkeit, die Gefühlsebene, die Liebesgeschichte, die Hoffnungen oder der geschichtliche Hintergrund?

Es ist die Fülle von alle, was mich an dem Buch gefangen nimmt, besonders aber die Vielfältigkeit der menschlichen Empfindungen. Warum reagieren wir so, wie wir reagieren? Warum sind wir so, wie wir sind?

 

Seite 95

"Womöglich haben sie Sinne, die wir gar nicht kennen; vielleicht können sie feinste Schwingungen sehen, vielleicht Gefühltes hören, Düfte ertasten und Gesehenes riechen."

 

Seite 127

"So will er wissen, wie es möglich ist, dass eine Königin die Gefangene ihres Volkes sein kann."

 

Seite 218

"Die Toten wurden aus den Gräbern geschleudert und in frisch aufgerissenen Trichtern zum zweiten Mal beerdigt."

 

Shortlist Deutscher Buchpreis 2019


10 Sterne                      03.10.2019

 

"Mein eigenes Schweigen als Antwort darauf." Seite 79

 

Dieser Roman hat mich von der ersten Seite an fasziniert. Der Verlauf hat ständig überrascht und stutzig gemacht. Ich glaube, Raphaela Edelbauer hat die Menschen in ihrer Geschichte gut eingefangen. Man glaubt das, was man möchte. Die Menschen blenden das Unangenehme und Unbequeme aus. Stimmungen und Atmosphären werden wunderbar wiedergegeben und der Leser kann sich plötzlich die skurrilsten Dinge vorstellen.

 

"Ein Ort, der nicht gefunden werden will." Klett-Cotta Verlag

 

Seite 145

"Über meinem Schreibtisch hing eine Tafel, die die drei Schlagworte auflistete, an denen sich meine Arbeit zu orientieren hatte: Schönung, Streckung, Auffüllung"

 

Seite 210

"Mit einem Gefühl kaum zu unterdrückender Scham unterzeichnete ich dieses Protokoll des Irrsinns, das im Salon verfasst worden war, und verschickte es an die Gemeinderäte".

 

Shortlist Deutscher Buchpreis 2019