8 Sterne                       29.12.2021

 

"Jeder Moment löst sich unwiederbringlich etwas von uns und bleibt zeitlebens hinter uns zurück." Seite 239

 

Absolut fesselnd, wie Bettina Bach (Tochter eines Ölbarons) über ihr faszinierrendes und außergewöhnliches Leben um 1900 schreibt. Sie gibt mit diesem Buch einen Einblick in die vorrevolutionäre Zeit in Baku (Hauptstadt und wirtschaftliches Zentraum von Aserbaidschan). Es geht um Liebe, Emanzipation, Religion, Familie und Hoffnung.

"Der Islam war nicht mehr der wahre Islam und verlor daduch seine Daseinsberechtigung. Vom modernen Leben überrollt, spendete er keinen Seelenfrieden mehr, übrig blieben nur Zwänge, die ohne Skrupel abgelegt wurden. Glücksspiele waren vom Koran verboten? Ganz Baku spielte Karten ... Der Prophet verdammte den Wein? Das machte man wett, indem man Hochprozentiges trank, Wodka, Cognac, schließlich war es kein Wein." Seite 71


8 Sterne                       27.12.2021

 

Können Bäume Geschichten erzählen?

 

Ja, bei Elif Shafak schon.

Ist Zypern griechisch oder türkisch?

Ein Ast der Feige (irgendwie die Hauptperson) wird in einem Koffer mit nach London genommen und wächst dort an.

Die starke Geschichte spielt somit in London und auf Zypern.

"Doch auch die, die man nie fand, waren nicht gänzlich verlassen. Für sie sorgte die Natur. Wilder Thymian und Majoran wuchsen in derselben Erde; der Boden brach auf wie ein Riss in der Fensterscheibe und machte Platz für Neues. Scharen von Vögeln, Fledermäusen und Ameisen trugen die Samen davon und damit frisches Grün an andere Orte. Auf wundersame Weise lebten die Opfer weiter. Die Natur verwandelte den Tod, das abrupte Ende, in tausendfachen Neubeginn." Seite 341


10 Sterne                       15.12.2021

 

Merkwürdige Dynamik

 

Dies ist eine sensible, etwas mystische und berührende Erzählung über recht unterschiedliche Zwillingsbrüder und deren Auswirkungen auf das Leben der kompletten Familie. Oft sind die zarten und schwächeren, die wichtigsten Bindeglieder einer Kette.

 

"Später hat er verstanden, dass er Teil dieser merkwürdigen Dynamik geworden ist, die er als Außenstehender beobachtet hatte, als Großvater Fortier gestorben war." Seite 115


5 Sterne                       14.12.2021

 

"Ingrid Barroy war am Ziel, und das war genau so schlimm, wie sie es sich nicht vorzustellen gewagt hatte." Seite 418

 

Dies ist die garantierte gute Unterhaltung. Die Leser befinden sich schon nach den ersten Sätzen auf einer norwegischen Insel im 20.Jahrhundert.

"Das war auch das Erste, was sie morgens machten, hinausgehen und das Haus ansehen, es gab ihnen Kraft, es anzusehen, es gab ihnen Hoffnung und gute Laune." Seite 174


10 Sterne                       21.11.2021

 

"Am meisten ergreift mich sein Ton in der Tiefe. In Dunkelheit gefangen zu sein und von einem Sonnenstrahl zu träumen, könnte keinen besseren Ausdruck finden." Seite 139

 

Ergreifend, ehrlich und menschlich

 

"Er hat jetzt wieder seinen Staatsanwaltston drauf. Ich sage es dir in aller Klarheit: Bring mich nie wieder zum Lachen!

Ich zucke mit den Schultern.

Hast du das verstanden? Er sieht mich scharf an. Offenbar ist es ihm jetzt sehr ernst.

Ob du das verstanden hast, habe ich dich gefragt!

Ich suche in seinem Gesicht nach einer letzten Spur unserer Lachorgie, finde aber nichts.

Ja, sage ich.

Nie wieder!

Ja." Seite 168


7 Sterne                       18.11.2021

 

"Ein Hänger ist ein Ton, der weiterklingt, auch wenn man den Finger von der eben gedrückten Taste genommen hat." Seite 57

 

Nach diesem Buch werde ich einen anderen Blick auf Kirchenorgeln haben, ich werde verstärkt darauf achten, ob mich jemand kurzerhand in eine holländische Drachte stoßen kann und ich freue mich auf künftigstes Mövengeschrei und andere Töne eines Küstenortes.

 

"Im Kölner Dom gibt es sogar ein 64-Fuß-Register. Die Pfeifen sehen aus wie Schiffsmasten, und die Töne aus den größten von ihnen hört man kaum. Dafür spürt man sie umso besser, als gäbe es gerade ein Erdbeben." Seite 278


7 Sterne                       13.11.2021

 

Graf Maximilian Konstantin Petrus Maria von Egmond zu Anholt

 

Dies ist einfach herrliche Unterhaltung für die Hängematte. Es lässt sich wunderbar lesen, besonders wenn man viele Orte und Gegebenheiten kennt und wenn man diesen Humor mag.

 

"Hatte sie sich das wirklich ausgesucht? Konnte sich überhaupt irgendjemand frei entscheiden, ohne Zwang oder Druck, ohne die Eltern als Modell oder Antimodell für das eigene Leben zu nehmen?" Seite 175

 

"Es hatte Monate gedauert, bis sie begriffen hatte, dass auch sie etwas Besonderes konnte: Leid ertragen. Ihres und das von anderen. "Resilienz" hatte ihre Therapeutin das genannt." Seite 368


10 Sterne                       12.11.2021

 

"Es gab so viel anderes, was ich erledigen musste. Es ist, als sei mein Leben wie ein kurzer Sommertag gewesen." Seite 334

 

Wie war es, vor 200 Jahren als Hebamme (selbst 11 eigene Kinder) in Norwegen tätig zu sein? Wie wurde der Beruf von den Menschen angenommen?

Darüber hat Edvard Hoem einen wunderbaren dichten Roman und gleichzeitig auch einen Familienroman geschrieben.

"Sie insistierte, wenn sie sich ihrer Sache sicher war, und lenkte nicht ein, nur um des lieben Friedens willen. Deshalb umgab sie ein unsichtbarer Raum, eine Distanz." Seite 155


10 Sterne                       10.11.2021

 

"Für mich ist der Himmel nicht geteilt." Seite 80

 

Kennt man seinen Partner wirklich? Ist es besser, die Vergangenheit ruhen zu lassen? Inwieweit kann man einen jungen Menschen überzeugen und helfen?

 

Sehr interessante Themen und starke Figuren

 

"Das eifernde Mädchen, seine Ignoranz, seine Anmaßung, seine Unerreichbarkeit und die Hilflosigkeit, die er im Gespräch emfpand, machten ihn müde. Was sollte er ihr sagen, wie sie erreichen?" Seite 272


8 Sterne                       08.11.2021

 

"Seht ihr nicht, wie der Nebel sich lichtet." Seite 178

 

Skurril, märchenhaft und überraschend

 

Dies ist die Geschichte eines elfjährigen Jungen, der einen Hahn zum Freund hat.

"Im Übergang zur Schwärze sind die Dinge grau. Die Schädel fangen das Restlicht und scheinen zu leuchten. Die leise, murmelnde Stimme des Hahns weist ihm den Weg und treibt ihn weiter heimwärts." Seite 51


8 Sterne                       07.11.2021

 

"Das Leben hatte keine Länge; nur in der Tiefe lag Rettung." Seite 576

 

Die Geschichte über eine Familie mit 4 Kindern in einem kleinen Vorort Chicagos in den 70er nimmt direkt gefangen. Aus den unterschiedlichen Perspektiven wird erzählt (außer von dem Jüngsten). Der Autor sagt viel über Beziehungen, Lebenskonzepte und Glaubensfragen und alles auf der Ebende von Einbildung und Realität.

Was hilft?

 

Und dann gibt es noch 2 Fortsetzungen? Hoffentlich klappt das.


8 Sterne                       22.10.2021

 

"Wovor hast du Angst? Davor, dass du etwas findest, das dich selber erklärt?" Seite 204

 

Dies ist eine Familiengeschichte aus drei Erzählperspektiven rund um den Vietnamkrieg.

Natürlich gibt es die Geschichtsbücher und die Fakten über diese Zeit. Doch was dieser Krieg und die Zeit danach für die Menschen bedeutet hat, kann man erahnen, wenn man diesen Roman gelesen hat.

 

"Die eng beschriebenen Seiten gleiten ihm aus der Hand und segeln auf das Parkett. Seufzend legen sie sich aufeinander." Seite 198


8 Sterne                       15.10.2021

 

"Wir geben unserer Welt einen Sinn durch den Mut unserer Fragen und die Tiefe unserer Antworten. Sagan" Seite 182

 

Neurofeedbackbehandlungen bei psychischen Störungsbildern in dieser Form?

Gibt es das wirklich? Oder ist es ein Zukunftsroman?

 

"Aber die Neurowissenschaft wusste, dass selbst Einbildungen unsere Zellen real verändern." Seite 123

 

"8 Gefühlsregungen nach Plutchiks Rad der Emotionen: Schrecken, Staunen, Kummer, Abscheu, Wut, Wachsamkeit, Begeisterung und Bewunderung" Seite 78


7 Sterne                       13.10.2021

 

"Die Worte haben einen anderen Sinn. Ein Ideal nennt man jetzt eine Utopie. Und Treue heißt jetzt Starrsinn." Seite 137

 

Tania ist von dem Schicksal des Verlagsgründers Kljatschko fasziniert, möchte mit seiner Tochter in Kontakt treten und schreibt ihr daher einen Brief. Um diesen Brief driften die Handlungsstränge. Man wünscht sich, dass schneller reagiert wird, dass abgewartet wird.

Aber im Vordergrund steht die Erzählkraft der Autorin.

 

"Der Winter kam mit seiner umhüllenden, eindringlichen Musik im Takt des Schnees." Seite 128

 

"Meine Enkelinnen lachen verlegen, wenn ich ihnen erzähle, dass ich die schönsten Lektionen des Lebens in Sibirien gelernt habe, dass es die schwierigste, aber auch die kreativste Zeit meinen Lebens war. ... Die Jahreszeiten durchquerten uns, um uns Geduld und Langsamkeit beizubringen. Ich formte die Erde und die Erde fomte mich." Seite 129


3 Sterne                       06.10.2021

 

"Irgendetwas dazwischen, vermutete er später, etwas zwischen Hingabe und Verzweiflung." Seite 1010

 

Man steht nicht zu seiner Liebe. Man lässt seine Liebe im Stich, heiratet eine andere Frau, der man vor der Heirat sagt, dass man keine Kinder möchte. Und widmet sein Leben nur dem Betrieb, den man von seinem Vater übergeben bekommen hat.

 

Meinlieberherrgesangsverein

 

Das kann ja kein glückliches Leben werden.

 

"Haben Sie ihr denn nicht geschrieben, haben Sie sie nicht gesucht oder sie nicht erreicht, hatten Sie nichts abgesprochen?" Seite 142


7 Sterne                       02.10.2021

 

"Hinter jedem Menschen liegt eine endlose Geschichte, von der er meistens nicht weiß." Seite 70

 

Es ist der Roman über den Bruder. Sie haben gemeinsam, dass sie von ihren Eltern weggeschickt wurden. Weggeschickt, weil die Eltern sie aus dem Deutschland im 2. Weltkrieg als jüdische Kinder retten wollten.

Was ist mit ihnen anschließend geschehen? Wie sieht deren sehr unterschiedliche Leben aus? 

"Es war eine aufwühlende, bis dahin sorgfältig vermiedene Frage: vielleicht, weil man sich, allein durch die Tatsache, dass man noch da war, lebensschuldig fühlte." Seite 111

 

(Longlist des Deutschen Buchpreises 2021)


2 Sterne                       26.09.2021

 

"Und da sind wirklich nur Bücher über die Zeit drin?" Seite 72

 

So ein tolles und vielversprechendes Cover und dann noch eine Empfehlung meiner Buchhändlerin ...

 

Aber mich hat das Buch leider nicht überzeugt. Es fing spannend an und ich habe mich wirklich auf das Ende gefreut. Was sollte dahinter stecken? Wie kann es sein, dass es ein Foto gibt, das nicht existieren kann?

Die Novelle hat nur unterhalten.


5 Sterne                       25.09.2021

 

Der Traum der Unsterblichkeit

 

Ja, so ist das mit den Wünschen. Man muss aufpassen, dass sie nicht in Erfüllung gehen, denn was kommt danach?

Vielleicht sollte sich jeder mal fragen, warum er sich unbedingt etwas wünscht.

Prestige, Macht, Größenwahn, Langeweile, Ahnungslosigkeit, Trost, Kontrolle, Ansehen, Geltung ... ?

 

Irgendwie passt der Spruch von Plinius dem Älteren "Jede Zeit ist umso kürzer, je glücklicher man ist."


6 Sterne                       11.09.2021

 

Ein Roman aus vielen Fragen

 

Dieser Roman ist auf der diesjährigen Longlist für den Deutschen Buchpreis.

Soll man nach diesem Buch je wieder mit dem Zug fahren? 1939 kam es 100 km westlich von Berlin zu einem Zugunglück, bei dem ca. 400 Menschen ums Leben kamen.

Es geht um den Zufall, um eine Katastrophe, die auf menschliches Versagen zurückzuführen ist. Kann so etwas heute auch noch einmal passieren?

"Eine Beobachtung, die wie ich heute weiß, in fast allen Unfallberichten auftaucht. Beinahe vorwurfsvoll wird darauf hingewiesen, dass es danach ganz still war. Im besten Fall verwundert, in der Regel aber vorwurfsvoll oder sogar empört. Warum? Weil angesichts der durch den Unfall angerichteten Zerstörung die Stille als unpassend, ja ungehörig empfunden wird? Als Hohn?" Seite 37

 

(Longlist des Deutschen Buchpreises 2021)


9 Sterne                       04.09.2021

 

"Die Stube füllt sich mit silbrigem Licht."

 

Sieben Generationen hintereinander bewirtschaften und leben auf einem Bauernhof in Niedersachsen. Daher ist es auch ein historischer Roman, allerdings spielen die meisten Szenen im und nach dem 2. Weltkrieg.

 

"Dieser Ort, erfüllt von der Stille bedruckten Papiers, bietet unendlich viel Raum; er ist sowohl ein Labyrinth, in dem sie sich lustvoll verliert, als auch eine Kreuzung, deren Wege in alle nur denkbaren Richtungen führen. ... Sie hat ihr Dorf nie verlassen, aber hier eröffnet sich ihr die ganze Welt." Seite 242

 

(Longlist des Deutschen Buchpreises 2021)


2 Sterne                       29.08.2021

 

Luxusprobleme

 

Wieviel Kummer und Zurückweisung ist man bereit in einer Ehe in Kauf zunehmen, bis man sich trennt?

 

Sollte die Ehe unter gesunden (!) Menschen nicht gemeinsames Glück, Lachen, schöne Unternehmungen, sich Beistehen, Blick in die Zukunft bedeuten?


8 Sterne                       26.08.2021

 

"Vor meiner Zimmertür lag ein Zettel, drei dürre Zeilen" Seite 169

 

Ein Mädchen wächst in Ostberlin auf und bekommt als Kind/Jugendliche den Mauerfall mit.

Darum geht es in diesem Roman. Es geht ums Menschliche. Wie haben sich die Menschen damals gefühlt. Was ist aus ihren Hoffnungen geworden?

Lea Streisand trifft mit einer Leichtigkeit den "Kern der Dinge", es ist eine wunderbare Sicht auf das Leben damals.


5 Sterne                       15.08.2021

 

"Die Traurigkeit würgte sie." Seite 209

 

Ja, so kann es vor dem Mauerbau gewesen sein. Die Menschen sind erschrocken und können es einfach nicht glauben. Wie sollte das Leben nun weitergehen?

 

Vor 60 Jahren wurde die Mauer über Nacht errichtet. Was es für die Menschen, für die Politik und für die Spione bedeutete, zeigt dieser Roman.

"An einen Teufel hatte er immer geglaubt, er hatte zu viel gesehen, um am Bösen auf dieser Erde zu zweifeln. Was, wenn es auch einen Gott gab?" Seite 203


6 Sterne                       09.08.2021

 

Die größte Illusion im Familienleben / Seite 392

 

Es geht um Familiengeheimnisse und um politisches Zeitgeschehen in Israel. Und einfach um unschlagbare Sätze ...

 

"Erst jetzt bemerkt sie, die große männliche Hand von Rachel liegt noch immer in ihrer Hand, und sie betrachtet sie fasziniert, als sei auf diesen Handrücken eine uralte geheime Landkarte gezeichnet wie auf vergilbtem Pergament. Schweigend vertieft sie sich da hinein, sucht den verborgenen Schatz zwischen braunen Inseln der Zeit, sonnenversengten Wüsten und den gewundenen Flüssen der Sehnen und des Sehnens." Seite 323

 

"Denn wenn der Vorhang aufgeht, werden alle Zuschauer, selbst wenn sie dicht aneinandergedrückt oder Hand in Hand zusammensitzen, eine andere Vorstellung sehen, ..." Seite 392


6 Sterne                       04.08.2021

 

Verletzte Seelen

 

Es ist ganz bestimmt so, dass, wenn Menschen in der Kindheit oder Jugend häufig seelische Verletzungen davontragen mussten, sie oft noch als Erwachsene darunter leiden und den Schmerz den eigenen Kindern unbewusst weitergeben. Irgendwie entspricht die Einstellung zum Leben der grundlegenden Einstellung zu den Eltern.

"Die kämpfen sich vorwärts, Kilometer für Kilometer, und die ankommen, die denken, dass sie tatsächlich angekommen sind. Es hat gerade erst angefangen, will ich ihnen sagen. Die Flucht sitzt euch im Blut, und sie wird übertragen auf eure ungeborenen Kinder, und wie ein Tumor wird sie mit der Zeit in euch wachsen." Seite 189


8 Sterne                       01.08.2021

 

"Unaufrichtig zu sein bedeutete für einen Menschen das Gegenteil von Freiheit." Seite 58

 

Die Leser erfahren sehr viel über die Gedanken, die Beweggründe und das Liebesleben von Simone de Beauvoir und über die Zeit, in der sie gelebt hat.

Der Aufbau-Verlag hat eine Romanreihe (mittlerweile 24 Bände) herausgebracht, in denen die wahren und inspirierenden Geschichten von Frauen, die gegen Widerstände zu Ikonen ihrer Zeit wurden, erzählt werden. Sind alle Bände so gut?

"Das Buch wog genau 1 kg, und die Frauen benutzten es als Gewicht - eine ganz lebenspraktische Anwendung seines philosophischen Gedankenguts, die ihn (Sartre) sehr amüsierte." Seite 271


1 Stern                       28.07.2021

 

Port-au-Prince / Haiti

 

Nein, ich bekomme keine Lust, dort hinzureisen. Korruption, Auftragsmorde, Hunger, Gewalt, Elend, ...

Das "pulsierende Leben" dort würde mir Angst machen. Die Autorin ist 1953 in Haiti geboren und übt mit diesem Buch eigentlich Gesellschaftskritik. Justiz und Politik sind verstrickt und geschmiert.

"Die Stadt ist ein kochender Kessel, und man muss zum Schaum streben, wenn man nicht beim Bodensatz landen will. " Seite 9


8 Sterne                       25.07.2021

 

"Jede Geschichte kann auf jede andere Art erzählt werden, kann auf jede andere Art gelesen werden." Seite 11

 

Was passiert beim Lesen?

Man fühlt sich "Im Bauch der Königin" schwerelos, mitten im Buch, mitten in der Geschichte, der Blick wie durch ein Kaleidoskop auf die Menschen.

 

"Es gibt ein Ende, aber das, was dein Vater dir erzählt hat, das ist nicht das Ende." Seite 125


6 Sterne                       19.07.2021 

 

"Niemand kann wirklich alles erzählen." Seite 151

 

Ich glaube, so ist das Leben mit seinen Höhen und Tiefen. Oft ist die Vergangenheitsrückschau interessanter/lebenswerter und man fühlt sich melanchonisch.

 

Doch Norbert Scheuer erzählt wunderbar ruhig und lebendig, er hat einfach ein feines Gespür.

Hier geht es um Jugend, Eltern, Aufwachsen und die Liebe. Alles ist schwierig und doch geht es irgendwie.


3 Sterne                       17.07.2021

 

"Ringelblumen sind zäh. Sie überleben das Schlimmste genauso wie das Beste." Seite 33

 

Was machen die Nachbarn? Stehen wir alle in Konkurrenz? Ist das Grün auf der anderen Seite wirklich grüner?

Wie leicht bröckelt die Idylle?

Dies ist eine bitterböse und makabre Satire, aber meist ist immer ein bisschen Wahrheit dran und man könnte sich leicht ertappt fühlen.


4 Sterne                       06.06.2021

 

"Sehnsucht ist alles" Seite 106

 

Ja, wie kann es, dass man einen Menschen direkt sympathisch findet und man begleitet sich ein Leben lang, ohne dass man befreundet ist oder sich oft sieht?

 

"Nichts geht vorbei. Vergangenheit ist meist nur ein Wort." Seite 46

 

"Letzlich spielen nur wenige Momente wirklich eine Rolle. Früher hätte ich das nie gedacht. Es sind überwiegend kleine Sachen, was ich früher ebenfalls nie gedacht hätte." Seite 56


9 Sterne                       30.05.2021

 

"Hoffnung", sagte er "Verdammtes Ding, das einen nie in Frieden lässt." Seite 255

 

Klara ist ein Roboter, der Gefühle und Empfindungen hat. Er soll Kinder und Jugendliche unterstützen und helfen. Klara wird so empfindsam und menschlich gezeichnet, dass sie dem Leser oft leid tun, wenn sie wie eine Maschine behandelt wird. Oder der Leser geht in Obachtstellung, wenn sie gebraucht wird, wie ein Familienmitglied oder eine gute Freundin. Es geht um Respekt, Glaube, Hoffnung, Religion und Leben.

Ist es ein Science fiction oder schon Realität? Müssen wir uns hüten und früh eingreifen?

Auf jeden Fall müssen wir dieses Buch lesen.


8 Sterne                       25.05.2021

 

Dieses Buch zu lesen, ist wie ein Urlaub.

 

Da wäre ich gerne dabei gewesen. Draußen sein, auf der Lauer liegen, sich einschränken, auf Tiere warten, sie beobachten und fotografieren. Wunderbar! Oder ist ein Buch darüber lesen noch besser?

"Es wäre mein Lebenstraum gewesen, völlig unsichtbar zu sein." "Die meisten Mitmenschen, allen voran ich selbst, wollten das Gegenteil: möglichst sichtbar sein. Denkbar schlechte Chancen, um einem Tier nahe zu kommen." Seite 46

"Verehren, was wir vor Augen haben. Nichts erwarten. Sich ausgiebig erinnern. Hoffnungen bewahren. ... Sich mit der Welt begnügen. Dafür kämpfen, dass sie bleibt." Seite 131


7 Sterne                       22.05.2021

 

"Sie werden die Erinnerungen an den Krieg mit ihrem Schweigen aushungern." Seite 212

 

So viel Erinnerungen, Leid und zerstörte Hoffnungen. Beklommen liest man über ein Mädchen, ihrer Familie und der ganzen Geschichte der slowenischen Minderheit in Kärnten während des 2.Weltkrieges und danach.

"Nur manchmal werden sie von den Bildern ihrer verstorbenen oder umgebrachten Eltern eingeholt werden, wie von Gedankenblitzen, die ihnen in die Knochen fahren. Sie werden das Gefühl haben, von Geistern gestreift worden zu sein, die Vorhänge schließen zu müssen, sich hinsetzen zu müssen, nach einer Zeit benommen aufzustehen und die Fenster zu öffnen, um der Welt draußen gewahr zu werden, um sich über die Fußgänger zu freuen, über die Häuser und die begrünten Balkone, über die Straßen oder die Stille in ihren Zimmern." Seite 214


3 Sterne                       16.05.2021

 

Und alles ohne Handy

 

Ein 15jähriger Junge erzählt in der Ich-Form von einem Sommer in den 70er-Jahren, in dem er zwischen Gefühlshöhen und -tiefen lebt. Sein bester Freund wird todkrank, seine Eltern trennen sich, er zieht mit seiner Mutter in einen anderen Stadtteil. Auf der Höhenseite steht aber trotz allem sein allererstes Verliebtsein mit einer großen Enttäuschung. Da helfen nur wahre Freunde.


8 Sterne                       10.05.2021

 

"Kind, du musst doch kommunizieren!" Seite 195

 

Ijoma Mangold hat eine sehr interessante Biografie, dunkle Haut, er wächst vaterlos bei seiner Mutter in Heidelberg auf. Er beschreibt intensiv seine Kindheits- und seine Jugenderinnerungen und wie sich plötzlich sein Vater und seine Halbgeschwister aus Nigeria bei ihm melden.

Er analysiert sein Handeln und seine Gefühle, schreibt über seine Bücherliebe und sein tägliches Leben. Der Leser erhält sehr persönliche Einblicke und wichtige Augenblicke aus dem Leben es Autors.

 

"Du solltest also verheiratet, getauft und umbenannt werden?" Seite 195


3 Sterne                       03.05.2021

 

Auf dem Platz ist jeder Spieler alleine.

 

Nach diesem Buch kann der Leser sich sehr gut vorstellen, wie ein Tennisprofi-Leben aussieht. Andrea Petkovic schreibt ehrlich und nachdenklich über ihr Erwachsenwerden. (Die Familie kam aus Bosnien nach Deutschland.)

Es geht auf und ab in der Gefühlswelt. Die Schattenseiten des Ehrgeizes, Verletzungen, unendliche Trainingseinheiten, Panickattacken und Einsamkeit stehen vor und neben dem sportlichen Erfolg im "Spiel des Lebens".


8 Sterne                       29.04.2021

 

"Rot ist Viereck, Blau Kreis, und Gelb steht für Dreieck!" Seite 97

 

Kann man Musik sehen? 

 

Dies ist ein interessanter Roman, der 100 (ca. von 1900 bis 2000) Jahre umspannt und eine außergewöhnliche (oder ist sie gar nicht so außergewöhnlich?) Frau in Deutschland und deren Leben und Familie porträtiert, eine gute Vermittlung der Zeitgeschichte.

"Nachdem er den Raum verlassen hat, setzt Walter Gropius sich an seinen Schreibtisch im Direktorenzimmer - gerade Linien, rechte Winkel, Raumdiagonale. Manchmal bezweifelt er, dass irgendetwas davon das wirklich Leben abbildet." Seite 102


6 Sterne                       20.04.2021

 

Die Guten oder die Bösen?

 

Das darf nicht sein, das Psychologen Menschen beraten, wie sie gut und effektiv töten können, ohne daran zu zerbrechen. Dagegen wehren sich alle Gedanken und Moralvorstellungen. Doch man liest dieses Buch, weil man sich ein bestimmtes Ende wünscht. Es geht um die Frage, ob die Menschheit noch zu retten ist oder nicht.

Wollen die Menschen wirklich Frieden oder sind sie ihr eigenes Opfer?


10 Sterne                        18.04.2021

 

"Achtundsechzig Jahre falsch gedacht." Seite 10

 

Diesem Buch ist nichts hinzuzufügen. So wunderbare einfache Sätze, die das Leben, die Gefühle, Erinnerungen und Hoffnungen erklären. Mit Tränen in den Augen habe ich es zu Ende gelesen.

 

"Im Winter wird mein Leben klar und durchsichtig. Ich liebe den Winter. Das Schönste am Winter ist eigentlich, dass die Bäume keine Blätter haben. Ich werde nicht abgelenkt von ihrer wahren Gestalt. Von ihren Verwachsungen, ihren nach innen gerichteten Ästen, dem Versuch ihrer Kronen, das Gleichgewicht zu halten. Nackt, würdig, schutzbedürftig und verletzlich stehen sie vor mir." Seite 53


6 Sterne                       16.04.2021

 

"Lämmer zur Schlachtbank. Schafe für tote Ärztinnen." Seite 491

 

Gerade vor dem Hintergrund, dass der Nato-Abzug nach 20 Jahren aus Afghanistan bevorsteht, ist dieser Roman wichtig. Er zeigt das ganze Dilemma, indem die Regierungen, die Frauen, das Bildungssystem und alle Beteiligten stecken, schonungslos auf.

"Wenn man erzähle, was man empfand, empfinde man es manchmal gar nicht mehr." Seite 300

"Aber das Gehirn will Ordnung, es will Logik, und es tut, was immer nötig ist, um Ereignissen Sinn zu verleihen. Man konnte schier wahnsinnig werden bei dem Versuch, die Geschichte eines anderen stimmig zu machen." Seite 329


8 Sterne                       08.04.2021

 

Dem Tag fehlt das Licht.

 

Es ist eine Geschichte über zwei Freundinnen und die Abhängigkeit zueinander. Beide spüren eine Lücke und machen sich auf zu einer Suche nach einem vermissten Menschen, wobei Erinnerungen und Hoffnungen eine große Rolle spielen.

 

Es ist ein außergewöhnlicher Roman mit einem geheimnisvollen Anfang und einem sehr guten überraschenden Ende.

"Ich war überzeugt, je länger ich dieses Ziel hinauszögerte, umso fester würde sich später die Wiedergutmachung heilend um meine Wunde legen." Seite 76

 

"Er erholt sich vom Licht und der Feuchtigkeit. Seite 215


10 Sterne                       05.04.2021

 

"Es ist gut zu erkennen, dass die Welt weit ist und die Wahrheit viele Gesichter hat ..." Seite 176

 

Dies ist ein lebendiger und verständnisvoller Gedankenaustausch in Briefform zwischen Berlin und Tel Aviv. Beide Frauen sind mit ihren Familien in das jeweils andere Land gezogen.

 

"Mauern öffnen und schließen sich, werden errichtet und fallen, jederzeit, überall, auf physischer wie metaphysischer Ebene. Es ist wohl Glückssache, wann man auf welcher Seite einer Mauer geboren wird." Seite 135


7 Sterne                       02.04.2021

 

"Warum möchtest du eigentlich so gern normal und gewöhnlich sein? Es ist doch ganz eindeutig, dass du es nicht bist." Seite 47

 

Ergreifend, traurig ...

Man kann nicht mehr aufhören, die Tagebuchaufzeichnungen zu lesen. Sie erklären viel und machen verständlich, wie und was Sucht sein kann.

 

"Ich bereue meine Entscheidung nicht, aber in den dunklen Irrgängen meiner Seele bleiben trotzdem schwache Spuren zurück, wie von Kinderfüßen in feuchtem Sand." Seite 73


5 Sterne                       29.03.2021

 

Wie die Vaterentbehrung das Leben prägt

 

Der Vater ist zwar da, aber er hat ein wichtiges Amt und ist immer "schwer beschäftigt".

Wie ist das für einen kleinen Jungen?

Wie ist das Aufwachsen in einem abgeschlossenen und überwachten Park?

 

Wunderbar beschreibt Matthias Brandt seine Entwicklung und seine Erinnerungen an seine Kindheit.


0 Sterne                       24.03.2021

 

"... geht immer eine kleine Welle der Erschütterung durch die Kirche, die Art von Erschütterung, die stärker verbindet als alle Worte aus der Bibel." Seite 75

 

Puh, diesen Roman werde ich keinem empfehlen. Bitte nicht lesen.

Zu traurig!

Zu deprimierend!

Aus diesem Buch kann man nichts ziehen, keinen einzigen Mehrwert. Die Hoffnung beim Lesen blieb bis zum Schluss, und dann dieses Ende. Mundwinkel schlapp  nach unten ...


7 Sterne                       21.03.2021

 

Nie durfte ich deine Stimme hören,

Dich niemals sehen und berühren.

Doch das Strampeln winzigkleiner Füße

Werd` ich für immer in mir spüren. 

 

Tove Ditlevsen (Seite 115)

 

"Es kann nicht mehr zurückgezogen werden. Es ist unwiderruflich. Das Buch wird immer da sein, unabhängig davon, wie sich mein Schicksal gestaltet." Seite 153


6 Sterne                       18.03.2021

 

"Gibt es nicht auch eine Bescheidenheit im Schmerz?" Seite 118

 

Endlich mal jemanden, der wütend ist und seinen Zorn rauslässt. Den Tod annehmen und Seelenruhe? Wo gibt`s denn so was?

Es tut gut, jemanden schimpfen zu hören, der nicht ins Krankenhaus durfte, obwohl die eigene Mutter stirbt.

Ich glaube, wir sollten alle mehr zugeben, wie schwer es doch momentan ist, mit Corona zu leben. Wir dürfen uns unsere Lebenslust und -freude nicht nehmen lassen.


7 Sterne                       11.03.2021

 

"Wie Romanautoren klarkommen, die eine angenehme Kindheit in einem normalen Zuhause hatten, ist mir rätselhaft." Seite 7

 

Isabel Allende geht es hauptsächlich um Gerechtigkeit und um Gleichberechtigung. Sie schreibt über ihre privaten Erlebnisse und über ihr Leben allgemein, aber auch über andere Frauen, die einen bleibenden Eindruck bei ihr hinterlassen haben.

 

"Statt dass die Macht die Natur der Frauen ändert, werden die Frauen im 21. Jahrhundert die Natur der Macht ändern." Bella Abzug - Seite 215

 

Eine Blumenkette fürs Leben


7 Sterne                       28.02.2021

 

"Diesem Aufstieg habe ich jahrelang entgegengesehen, und jetzt bin ich unsicher, ob sich das Warten wirklich gelohnt hat." Seite 76

 

Es liest sich wie "Die Asche meiner Mutter".

Die Leser sind bei dieser Biograpfie (Kopenhagen 1920) hautnah dabei. Wir wissen, es ist eine Triologie und das Leben von Tove Ditlevsen geht nicht gut aus.

Und trotzdem möchte man ihren Gedankengängen folgen und hören, was sie zu sagen hat. Und man möchte helfen, Kindern helfen, die Unterstützung brauchen.

"Es ist Belohnung genug, wenn Ruth sagt: Mein lieber Herr Gesangsverein! Da wärste fast draufgegangen." Seite 41


6 Sterne                       24.02.2021

 

"Und dann, um 20:50 Uhr hört er einen Schrei in der Küche." Seite 33

 

Nie hätte ich diesen Roman gelesen, wenn nicht im Büchermagazin 5/19 ein Bericht über Jessica Guaia gestanden hätte. Manchmal muss man auch mal über seinen Schatten springen und was Neues wagen.

 

Wie könnte ein Leben in Schwäbisch Gmünd 1987 in einem italienischen Restaurant aussehen?

 

Lebendig, überraschend, auch wenn es ein bisschen übertrieben ist, fühlte ich mich sehr gut unterhalten.


1 Stern                       19.02.2021

 

"Der Ballandursee ist die apokalyptische Sehenswürdigkeit von Bangalore: Er ist so verschmutzt, dass die Chemikalien und Abfälle darin immer wieder Feuer fangen." Seite 7

 

"Sie hatte den Tod unterschätzt. Ihr hätte klar sein müssen, dass er nie nur einen Einzelnen betraf, sonders alles um ihn herum erfasste. Der Tod war die letzte große Besitzergreifung. In ihm kulminierte die gesamte Macht eines Menschen über das Leben der anderen. Er war auch nicht wie das Sterben, durch das sich eine Kluft auftat zwischen dem Sterbenden und der Welt. Der Tod war nicht einsam, sondern die Aufhebung aller Einsamkeit." Seite 106


6 Sterne                       16.02.2021

 

Achterbahn in der Gefühlswelt

 

Auch hier wird der Leser mitgerissen. Wir mögen Sascha sofort, die als Kind mit ihrer Mutter von Russland nach Deutschland gekommen ist. Sascha bekommt 2 Halbgeschwister, die sie sehr liebt. Dann passiert das unfassbare Schlimme. Ihre Mutter wird gemeinsam mit ihrem Freund vor den Augen der Kinder von Saschas Stiefvater erschossen. Sascha will diesen Mord rächen.


6 Sterne                       14.02.2021

 

Liebenswert, überzeichnet, witzig, aber dennoch einen ernsten Hintergrund

 

Nach dem ersten Satz ist der Leser gefangen und kann sich dem turbulenten Erzählstrang aus der Ich-Perspektive nicht mehr entziehen. Großeltern kommen mit ihrem kleinen Neffen von Russland nach Deutschland. Und es tun sich viele Fragen auf.

 

Ich finde allerdings, die Frau auf dem Cover müsste aussehen, wie eine Großmutter halt, ein bisschen fülliger, nicht ganz so schlank.


6 Sterne                       11.02.2021

 

"Das Rezept für Glück ist nämlich Genügsamkeit." Seite 211

 

Das Interview mit Denis Scheck und Joachim B.Schmidt hat mich neugierig gemacht und ich wurde wirklich nicht enttäuscht.

Wir sind in einem kleinen Dorf im Nordosten von Island, einige km vom Polarkreis entfernt. Um uns ist viel inspirierende Natur, eine etwas skurrile Geschichte und empfindsame, freundliche Menschen. Fast ... 

Ist es ein Krimi?

Irgendwie sucht man nicht nach Hinweisen zur Aufklärung, sondern folgt einfach der Handlung und genießt den Zustand wunderbarer Unterhaltung.


5 Sterne                       06.02.2021

 

Grenzen zwischen den Menschen

 

Ja, es ist wirklich schwierig und kompliziert mit der staatlichen, mit der kulturellen und besonders mit der familiären Zugehörigkeit. Humorvoll und mit tiefem Ernst schreibt Dmitrij Kapitelman von seiner Reise von Deutschland in die Ukraine, um ein Dokument zu besorgen, das ein anderes Dokument beglaubigt. Es geht um Heimat, Herkunft und Bürokratismus. Wie viel lässt man sich gefallen?

 

"Nur dass Schicksalsschläge in jedem Staat auf die Nieren zielen, das ist unstrittig." Seite 24


10 Sterne                       29.01.2021

 

"Was hindert uns daran, das Offensichtliche zu sehen?" Seite 470

 

Die Menschen und die Zivilisation brauchen mehr Platz und fällen Bäume und ganze Wälder. Und was wird aus unserem Ökosystem? Für diese Frage und für den Umgang der Menschen mit dieser Tatsache öffnet Richard Powers uns die Augen. Wir lernen mit diesem Roman sehr viel über Bäume und über Menschen. Das Buch ist absolut lesenswert.

"Ein Wald weiß Dinge. Die Bäume stehen über ihr unterirdisches Netzwerk in Verbindung. Es gibt dort unten Gehirne, in einer Gestalt, die wir mit unserem Menschenhirn gar nicht erfassen können. Wurzelwindungen, die Probleme lösen und Entscheidungen fällen." Seite 497


9 Sterne                       09.01.2021

 

"You may relaxe here:

leave your body

loose and breathe:

be in a easy condition and tune with nature" Seite 180

 

Dies ist mir mit diesem Buch gelungen. Eine Liebesgeschichte zwischen zwei Kulturen, Indien und Deutschland. Vorurteile, Wunschvorstellungen ... und der Leser mittendrin. Herrlich, das bleibt irgendwie im Gedächnis.

 

"Ein Abend ohne Verköstigung ist undenkbar. Ich bringe Leute zum Lachen, als ich berichte, dass in Deutschland das Publikum häufig Eintritt für eine Lesung zahlt, bei der nicht einmal Wasser gereicht wird." Seite 151


5 Sterne                       05.01.2021

 

"Wir verwechseln Glauben mit Wissen." Seite 281

 

Welche Zukunft hat das Leben? Wie viel Platz braucht ein Autor für seine Ideen? Familie, Schicksal, all die unbewohnten Zimmer ...

Auf diesen Familienroman kann man sich einlassen, besonders wenn man viel Zeit hat. (Urlaub)

 

Lügen und Ansichten leben? Wichtig ist, was uns erinnern lässt. Mit welchen Schatten und gut gemeinten Tipps muss man sich auseinandersetzen?

Hilft Ignoranz?


6 Sterne                       02.01.2021

 

"Indem sie sagen, dass sie die Ersten sind, sind sie die Ersten." Seite 74

 

Ein 12jähriger Waisenjunge aus Bombay begleitet eine Forschungs- und Entdeckungsreise durch Indien und Hochasien und sucht dabei seine eigene Identität und Zukunft.

Eine literarische Expedition!

"Man könnte aber noch so viel mehr messen! Warum gibt es keine Karte der Einsamkeit? Manch einer mag einwenden, weil Einsamkeit kein stabiler Wert ist und von so vielem beeinflusst wird. Aber beides gilt auch für Magnetismus. Und Einsamkeit ist eine mindestens genauso bedeutende Kraft." Seite 204