10 Sterne                       26.12.2023

 

"Sie verhöhnte mich dafür, dass ich annahm, bei Musik wäre es etwas anderes. Ich hörte ihr gern zu. Sie kannte sich aus. Bald war ein Grad hoch angenehmer Halbverständlichkeit erreicht. Es gibt Tonfolgen, die chromatisch abwärts gehen, sagte sie, den Passus duriusculus, es gibt den verminderten Dominantseptakkord, der sehr dissonant klingt, es gibt Motive, die wie Seufzer klingen, seufzte sie, zum Beispiel den Mannheimer Seufzer, es gibt den Tritonus, der mit einem in der exakten Mitte eingeklemmten Ton eine teuflische Unentschlossenheit erzeugt, es gibt Motive, die monoton auf der Stelle treten und unaufgelöst bleiben." Seite 92


10 Sterne                       23.12.2023

 

Ich glaube an Schneepferdchen.

 

Endlich wird man wieder in eine Welt geführt, in der ALLES möglich ist. Und vielleicht sieht man im Alltag auch wieder Feenwesen, Lichter, Pflanzen und hört Stimmen und hat Gefühle, die nicht da sind. Oder vielleicht doch?

"Wir Hochwaldschrate tragen den Wald in uns und mit uns überallhin. Ich würde mich in einem üppigen Urwald nicht forstidentischer fühlen als auf einer Eisscholle." Seite 437


6 Sterne                       08.12.2023

 

"Es ist ein Zimmer in deinem Kopf, Mischa. Niemand kann es abschließen außer dir selbst." Seite 87

 

Ist es ein Hoffnungsbuch?

Ein Glaubensbuch?

"Was Gott angeht: Zu ihm kann ich nichts, wir hatten keinen Kontakt." Seite 13

Ein Abrechnungsbuch?

 

"We are not two, we are one

Das Lied endete mit Herzschlägen, in einem seltsamen, aber regelmäßigen Takt. Sola blieb stehen." Seite 158


2 Sterne                       02.12.2023

 

"Einmal um die Welt, sagte die Frau, das Ziel sei der Anfang." Seite 69

 

Ich habe mich so gerne vom Schweizer Literaturclub überzeugen lassen. Alle Teilnehmer sprachen so euphorisch über dieses Buch. Der Rom spielt einerseits auf einer Arktisexpedition und andererseits in einem kleinen Dorf, in dem bald alles verschwindet und die Kinder nicht mehr wachsen. Skurril, märchenhaft, Naturbeschreibungen ...  eigentlich das Richtige für mich. Aber diese Geschichte hat mich leider nicht gepackt. Schade!


10 Sterne                       26.11.2023

 

"Auf der Karte hieß der See episodischer See, weil er manchmal da war und manchmal auch nicht. Es hing alles vom Regen ab." Seite 23

 

"Schnörkellos, präzise und aufwühlend erzählt Julie Otsuka in ihrem Roman von der wachsenden antijapanischen Stimmung unter den bislang so freundlichen Nachbarn, der Deportation in ein Internierungslager im Wüstenhochland von Utah, den prekären Verhältnissen in den Baracken hinter Stacheldraht, von Angst und Einsamkeit - und schließlich von der Rückkehr der Familie, für die nichts mehr so sein wird wie zuvor." Buchcover


10 Sterne                       19.11.2023

 

So ein wunderbares Buch!

 

"Du sitzt mit ihr im Ruhezimmer, sie in ihrem Rollstuhl, du auf dem Sofa neben ihr, und gemeinsam lauscht ihr dem beständig prasselnden Regen aus der Soundmaschine. Du hast den Klang ihrer Stimme seit nun fast zwei Jahren nicht mehr gehört. Plötzlich streckt sie ihr Hand aus und greift nach deinem Arm. Ihr Griff ist kräftig, aber sanft. Ihre Hand ist unerwartet warm. Deine Mutter, wird dir klar, hält dich. Und zum ersten Mal seit Wochen bist du ganz ruhig. Lass nicht los. Ihr bleibt so sitzen, sie mit ihrer Hand auf deinem Arm, du auf dem Sofa neben ihr, ohne euch zu bewegen, fast ohne zu atmen, mehrere Minuten lang, bis es an der Zeit ist, sie zum Mittagessen in den Speisesaal zu rollen. Die schönsten fünf Minuten deines Lebens." Seite 104


8 Sterne                       09.11.2023

 

Geschichte und Gegenwart

 

Die Leser wechseln immer zwischen dem Leben einer Restauratorin, die eine 100 Jahre alte Bibel bearbeitet und dem Leben der Familie, deren Familienbibel es war. Sie lebten 1915 in Armenien an der Schwarzmeerküste. Die Restauration hat selbst armenische Wurzeln und so kommt es zu einer persönlichen Reise, auf der sie auch die armenische Buchbindetechnik erlernt.

 

"Hier sind Löwen"

Damit wurden in der Antike auf Landkarten unbekannte, unerforschte Weltgegenden gekennzeichnet. (Leerstellen)


7 Sterne                       01.11.2023

 

Der Roman spielt an einem Tag im Jahr 1985 in einer Kommunalka. Das ist eine unfreiwillige Wohngemeinschaft mit 6 Mietparteien, ein Bad und eine Küche.

Der Leser begleitet alle Personen im Alltagsleben, bei seinen Träumen und Hoffnungen.

 

"Er betrachtete die Landschaft, oder er beobachtete dicke Käfer, wie sie geschäftig Halme erkletterten. Was ihn besonders erstaunte, war die Ernsthaftigkeit, mit der die Insekten vor und zurück, hinauf und hinunter zu krabbeln pflegten und dabei so taten, als hätte auch ihr Dasein eine tiefe Bedeutung." Seite 192


6 Sterne                       28.10.2023

 

Ein Märchen

 

"Frag nicht mich", lachte sie leise, "ich bin Mongolin. Es gibt keinen Teeweg bei uns. Wir trinken Tee, weil er uns schmeckt. Wir beten ihn nicht an. Wir lieben uns, weil es schön ist. Wir reiten, weil es besser ist als laufen. Wir schlafen, weil wir müde sind, nicht um zu träumen. " Seite 88

 

"Die Männer aus Baltrum, Langeoog und aus Westeraccumersiel standen schweigend am Strand. Der Wind hätte ihnen die Worte vom Munde gerissen, aber sie wußten ohnhim, was die anderen dachten. Nach dem Bergerecht stand den Fischern ein Teil der Fracht zu, wenn sie dabei halfen, die Ladung in Not zu löschen. Wenn aber die Mannschaft des Schiffes nicht überlebt hatte und das Schiff herrenlos war, stand ihnen die gesamte Ladung zu. Hamburg war reich." Seite 79


9 Sterne                       23.10.2023

 

Wunderbares Cover, passender Titel

 

Die Familiengeschichte handelt von einem Leben auf einem Bauernhof 1941 in der Elbmarsch.

 

"Einzelne Sonnenstrahlen fielen auf den Boden vor seinen Füßen. ... Goldkörner in der Luft" Seite 12

 

"Eine Windböe stieß in das hohe Gras und trieb eine Wolke von Blütenstaub vor sich her." Seite 87


10 Sterne                       14.10.2023

 

"Kein Mensch hatte gewusst, dass die Dinge um sie herum oft pulsierten, lebendig waren, und dass ihre Lieblingsfarbe grau war, hellgrau." Seite 40

 

Endlich wieder ein 10-Sterne-Buch. Kraftvoll und ruhig, eindringlich, prall voll mit vorsichtigen Gefühlen ... ein sehr atmosphärischer Roman über schicksalhafte Begegnungen im Jahr 1944. Mehrere Lebensgeschichten treffen aufeinander und immer wieder die Frage helfen oder nicht helfen.


6 Sterne                       11.10.2023

 

"Als ich glaubte, dass nichts mehr kommen würde, hing ein kleinerer Fisch mit goldenen Flossen im Netz. Die Sonne kam kurz zwischen den Wolken hervor, und seine Schuppen glänzten im Licht wie kleine Edelsteine. Eine Karausche." Seite 31

 

Schura muss mit dem Tod ihres Bruders leben lernen. Sie muss den Verlust verarbeiten ohne innerlich zu verhärten Aber die Trauerbewältigung ist ein langer Weg.


7 Sterne                       06.10.2023

 

"Was Liebe meint?" Seite 160

 

"Und so fing er an, der alten Melodie eine neue Melodie hinzuzufügen. Doch die Linien sollten sich gleichen, wie sich die Bahn der Zitronenfalter glich. Die Stimme in seiner rechten Hand ließ er zuerst flattern. Dann folgte die linke. Wo aber die rechte aufwärts ging, wogte die linke launig nieder, und dennoch zogen beide Stimmen eine wohlklingende Bahn. Elias komponierte zweistimmige Miniaturen." Seite 55

 

Ein Märchen? Gewiss ...


7 Sterne                       03.10.2023

 

"Plötzlich sehnte sie sich nach wolkenverhangenen Gipfeln, nach Nieselregen, feinen Tropfen, die von den Blättern fielen und das Moos mit einem glitzernden Schleier überzogen. Die Vergänglichkeit kontemplieren, sich in die Feuchtigkeit hineinfinden, verschmelzen mit den zarten Nuancen von Nebeln und Wind." Seite 46

Ich könnte direkt schon wieder weiterlesen. Es wird mystisch, es geht um Vergangenheit, um Visionen und um Verbundenheitsgefühle.


5 Sterne                       28.09.2023

 

Mattanza ist ein "Geschichtsbuch" voller alter Traditionen. Es geht um den Thunfischfang und die Lebensweise der Bewohner der süditalienischen fiktiven Insel Katria. Es gibt seit Jahrhunderten genau festgelegte Regeln, nach denen der Fang von Thunfischen betrieben wird.

Und dann führt uns die Autorin vor Augen, wie die Boote mit den Flüchtlingen an Land kommen ... und wir sind alle so hilflos.

 

"Wie wirst du dich verteidigen?"

 

"Wie bei den anderen Malen. Ich werde sagen, dass ich lieber ins Gefängnis gehe, weil ich diese Menschen gerettet habe, als in der Hölle zu landen, weil ich weggesehen habe." Seite 132


7 Sterne                       15.09.2023

 

"Ich erfuhr, dass ein Gefühl ein Tier mit vielen Schwänzen ist. Trauer und Nostalgie waren gepanscht mit Selbstmitleid, Wichtigtuerei mit Reue, mein Stolz, erwachsen zu werden, mit dem Zorn über das Unabänderliche. Manam weinte nicht, sagte nichts. Sie tupfte ihre mit dem kleinen Höcker verformte Nase, trug eine Maske aus Puder und Gefasstheit. Sie war sehr klein und sehr dünn in ihrem schwarzen Mantel, verschlankt wie ein Regenschirm, den man zugeklappt hat." Seite 95

Mir fehlt die Zuversicht, die Hoffnung und das kleine Glück. Aber für die letzte Seite gibt es noch 2 Sterne extra.


4 Sterne                       07.09.2023

 

"Mein Vater erzählte mir vom Meeresleuchten, von Strandkörben und vom ältesten Haus der Insel. Es hatte ein Dach, das man bei Hochwasser als Floß benutzen konnte." Seite 229

 

Es ist eine Geschichte über Familie, Verlust und der Suche nach den Wurzeln. Interessante Themen und dann noch auf der Longlist des Deutschen Buchpreises ... trotzdem war ich leider enttäuscht. Ich hätte mit mehr Tiefgang und Gefühle gewünscht.


9 Sterne                       26.08.2023

 

"Nicht leicht, sagt ein Freund, in diesen Zeiten über Trost und Schönheit zu schreiben. Aber, antworte ich, wer über Trost und Schönheit schreibt, schreibt immer auch über Angst und Schrecken." Seite 16

 

"Der ukrainische Straßenkünstler Gamlet malte ein Bild, auf dem man einen Menschen sieht mit einer Schutzweste und zwei Vögeln auf seinem rechtem Arm. "Behalte das Gleichgewicht" steht darüber." Seite 16

 

So viele Seiten und Sätze habe ich mir markiert.


4 Sterne                       16.08.2023

 

Da die Herbstvergessene dem Krokus und die Blätter dem Bärlauch sehr ähnlich sehen, kann es oft zu tödlichen Verwechslungen führen.

 

Nach dem plötzlichen Tod ihrer Mutter (War es ein Unfall oder Mord?) findet Maja im Nachlass einige Unterlagen, die Fragen aufwerfen. Zunächst ist es ein leicht dahin plätschernder Roman, nimmt dann aber Fahrt auf und stößt auf verheerende Geschehnisse im Zweiten Weltkrieg.


10 Sterne                       06.08.2023

 

"Familie, semya, otbasy" Seite 230

 

Sabrina Janesch erzählt die Geschichte zweier Kindheiten, einmal in Zentralasien nach dem Zweiten Weltkrieg, einmal fünzig Jahre später in Norddeutschland.

 

"Die Erinnerung spiele Streiche, erfinde dazu, stelle Zusammenhänge her, die es gar nicht gebe. Nur sie brachte alles zusammen, vereinigte die Fragmente und Splitter zu einem Ganzen. Die wichtigsten Splitter trugen die Namen von geliebten Menschen. Freund, drug, dos" Seite 211


4 Sterne                       25.07.2023

 

Wer war Hedy Lamarr?

 

Sie wurde 1914 in Wien geboren und "verkörperte das Schönheitsideal ihrer Zeit als Schauspielerin".

 

Gemeinsam mit dem Komponisten und Tüftler George Antheil erfand sie das Frequenzsprungverfahren und ließ es sich patentieren. Sie wollten damit die Torpedosteuerungen störunempfindlicher machen und damit den Alliierten helfen.


10 Sterne                       23.07.2023

 

"An jenem Tag brennen sich die Worte in mein Gehirn. An der Stelle wird nichts mehr wachsen, sie ist ein toter Winkel meines Denkens." Seite 232

 

Anne Berest geht dem Schicksal ihrer eigenen Familie nach und trifft auf den Holocaust und die französische Geschichte.

 

Vergangenheit, Gefühle, Zukunft ...


9 Sterne                       11.07.2023

 

Ein Pfirsichgarten, der verpflanzt wird

 

Vielleicht sind einige Handlungen ein bisschen realitätsfern, dennoch war das Lesen einfach wunderbar.

 

"Erst als sowohl Roosevelt als auch Og schon jahrelang tot waren und Rollstühle nicht mehr aus Holz gemacht wurden, sah ich eines von den einzigen beiden bekannten Bildern des Präsidenten in seinem Rollstuhl, und ich überlegte, wie viele Kriegsveteranen, die keine Beine mehr hatten und so elend waren wie Og, vielleicht ein bisschen weniger gelitten hätten, wenn der Präsident seinen Rollstuhl nicht so verschämt aus der Öffentlichkeit verbannt hätte." Seite 53


10 Sterne                 22.06.2023

 

Der Wachtelkönig bleibt für mich unvergessen.

 

Amy Liptrot schreibt über ihre schlimme Alkohol- und Drogensucht und auch darüber, wie die ersten zwei "trockenen" Jahre danach waren. Ich wünsche ihr alles Gute auf ihrem weiteren Lebensweg und bin froh und glücklich, dass ich ihr Buch mit den vielen positiven Erlebnissen - ohne Alkohol - in und mit der Natur lesen konnte.

 

"Die Glaskugel ist eine Linse, die die Sonnenstrahlen bündelt, die dann auf einem Papierstreifen eine Spur einbrennen. Aus der Länge der Brennspur lässt sich die Sonnenscheindauer auf die Stunde genau ablesen." Seite 290

 

"Der Wind ist so laut, dass man seine eigenen Gedanken nicht mehr versteht." Seite 292

 


10 Sterne                       09.06.2023

 

"Sei du lieber selbst eine kleine Villa." Seite 180

 

Eine jüdische Familie flieht im 2. Weltkrieg nach Dänemark. Die Familie hat 3 Kinder und der Vater besaß in Stuttgart eine Kunstgalerie.

"Natürlich hat sie das auch in Svendborg schon erlebt, beim Einkaufen, aber jetzt ist es etwas anderes, es geht nicht ums Versorgen und Überleben, es geht nur ums Vergnügen. Und auf das Recht darauf. Man kann es sich kaufen, man kann im Nimb sitzen und selbstverständlich kann man auch Achterbahn fahren. Der Tivoli ist großartig. Er verspricht tausenderlei Leben. Meret drückt Ricarda ihr Billett in die Hand. Sie strahlen einander an." Seite 78


10 Sterne                       04.06.2023

 

"Natürlich sagt sie nichts." Seite 238

 

Ich habe es als Familiengeschichte im 16.Jahrhundert gelesen. Liebe, Tod, Schicksal, Kunst, Leben ... einfach herausragend.

 

"Judith aber hört ihn im Rischrasch eines fegenden Besens. Sie sieht ihn im geflügelten Abtauchen eines Vogels über der Mauer. Sie findet ihn in der fliegenden Mähne eines Pferdes, im Hagelprassel am Fenster, im Wind, der seinen Arm in den Schornstein streckt, und im Geraschel der Binsen, die das Dach ihrer Höhle bilden." Seite 238


6 Sterne                       26.05.2023

 

Die Kraft des Unwetters

 

Dies ist eine Familiengeschichte, in die man hinein gezogen wird. Tanten, Cousinen und der bestimmende Großvater leben zusammen in einer großen Altbauwohnung.

Da braucht es nicht lange, bis die Icherzählerin zu einem Befreiungsschlag ausholt.

"Das Bild ist wieder vor mir, ich sehe das malachitgrüne Wasser, die Regentropfen, den roten Himmel, spüre den Wind, der die Segel des Schiffes durchbrechen wird, spüre die Kraft des Unwetters, und ich bin mir sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben." Seite 179


7 Sterne                       16.05.2023

 

"Sie kennen keine Schwere, wenn sie tanzen." Seite 108

 

"Nun begriff ich auch, warum Neringa klaglos bei fremden Leuten sauber machte. Sie sah sich selbst nicht als Putzkraft, sondern als diejenige, die sie außerhalb des Jobs war. Und ich glaubte auch zu verstehen, wie sie sich ihr Leben vorstellte. Sie dachte weder an Laufbahn oder Karriere noch an Konjunkturkurve oder Aufstiegszwang. Sie wollte lediglich genügend Geld verdienen, um ihre bescheidenen Bedürfnisse decken und die verbleibende Zeit ihrer Leidenschaft widmen zu können." Seite 108


10 Sterne                       30.04.2023

 

"Die Worte fielen in unsere Herzen und Ohren wie Feuerbälle." Seite 33

 

Aida ist in einem iranischen Flüchtlingslager geboren und kam dann mit ihren Eltern und ihrer Schwester in die Schweiz. Sie geht dort zur Schule und fühlt sich Zuhause, doch ihre Eltern beschließen, wieder zurück in den Irak zu gehen.

Die Lebensumstände im Irak sind schlimm, die beiden Schwestern wollen wieder zurück in die Schweiz.

 

"Und der Vogel zweifelt nicht am Ort, zu dem er fliegt. Auf ihn wartet immer ein Baum, und auf uns wartet unser Traum." Seite 118

(2020 erschienen)


10 Sterne                       23.04.2023

 

"Das Gefährlichste auf der Flucht ist, wenn man den Glauben an sich selbst verliert." Seite 48

 

"Es gelingt Usama Al Shahmani auch mit diesem Roman vielschichtig von der großen inneren Anstrengung von Flüchtlingen bei ihren Integrationsbemühungen zu erzählen und dabei immer ein Fenster zur Hoffnung offenzulassen." 

 

Schegara ist das arabische Wort für Baum.

 

Es gibt sieben verschiedene Wörter in der arabischen Sprache für Schweigen.

(2022 erschienen)


9 Sterne                       15.04.2023

 

"Ich betrachtete die kleinen Pflanzen, die einen Lebensraum zwischen des Felsritzen gefunden hatten, und die Steine in ihren verschiedenen Farben." Seite 110

 

Usama Al Shahmani beschreibt in einer Rückblende seine Flucht aus dem Irak in die Schweiz. Es geht um Heimischwerden und Heimwehverkraften.

 

Ich habe Usama Al Shahmani in einer Literatursendung gesehen und war von seiner Ausstrahlung sehr fasziniert.

 

"Ganz in der Nähe, auf einem flachen Fels stand: Hier habe ich an dich gedacht." Seite 111

(2018 erschienen)


10 Sterne                       06.04.2023

 

"Die Schwester liebte das Wort "Carrapateira". Sie träumte davon, es sich auf den Körper tätowieren zu lassen." Seite 65

 

Wie gehen Geschwister mit der schweren Behinderung des Bruders um? 

 

So müssen Bücher sein. So müsste das Leben sein.

 

"Was bringt einem das Wissen, dass Kastanienbäume nicht oberhalb von 800 Metern wachsen, dass sich Haselnussholz am besten zum Bogenbauen eignet? Nichts, aber das ist nicht weiter schlimm. Mit unnützem Wissen kennt er sich aus." Seite 41


10 Sterne                       26.03.2023

 

"Was, wenn Dämonen, wie Sprache oder Land, vererbbar sind?" Seite 164

 

Dieser Roman hat wirklich alles vereint, Gefühle, Heimat, Seelenleben, Vergangenheit, Familie, Mystik und historischen Hintergrund. (Galizien und Schlesien - Zwangsumsiedlung und Vertreibung während des 2.Weltkrieges)

 

Ich freue mich schon auf den neuen Roman von Sabrina Janesch / Sibir.

 

"Nichts, woran sich noch jemand erinnere, sei verschwunden." Seite 44


1 Stern                       14.03.2023

 

Man sollte eine Geschichte nie beurteilen, bevor sie nicht zu Ende ist.

 

Ja, okay ... und dann ist Olga Tokarczuk noch Literaturnobelpreisträgerin 2018 und das Cover des Buches ist toll.

 

Aber mich hat sie mit diesem Roman trotzdem nicht erreicht, sie gibt mir keine Erkenntnis, keine Suche nach Wahrheit, keine Hoffnung auf Glück, kein geschichtlicher Hintergrund. Schade ...


7 Sterne                       09.03.2023

 

"Unverblümt und mit hintersinnigem Humor" Seite 45

 

So lustig. Man würde noch viel mehr lachen, wenn das "schnelle Altwerden" nicht so ernst wäre.

 

Gefühle und Ansichten stehen plötzlich im anderen Licht und der Blickwinkel ändert sich.


10 Sterne                       06.03.2023

 

Was die Seele stark macht

 

Dieser Bericht über Familie, Mut, Leiden und Lachen ist ein Kompass für die Seele. Sorgenvoll, hoffnungsvoll, ...

 

"Ein properes Kind ist keine Garantie für Glück und ein behindertes keine für Unglück. Vielleicht ist weniger wichtig, auf welcher Stufe wir stehen, und entscheidender, wie wir damit umgehen." Seite 222


9 Sterne                       26.02.2023

 

"Wo diesem Jemand, statt eines Zeichens von Herzenswärme, Grabeskälte entgegenschlug." Seite 136

 

Der alte Mann erregt Aufsehen mit seinem wunderbaren Klavierspiel. Warum spielt er auf Bahnhöfen und an Flughäfen? Dies ist eine bewegende Lebensgeschichte, die in einem Waisenhaus in den Pyrenäen beginnt und an einem Klavier in Paris endet.


8 Sterne                       20.02.2023

 

"Das Wasser ist kühler und reiner als alles, was ich je gekostet habe." Seite 16

 

Diese Erzählung ist so besonders, weil viel mehr Dinge nicht gesagt werden als gesagt.

 

"Alles an diesem Abend fühlt sich seltsam an: zu einem Meer zu laufen, das schon immer da gewesen ist, es im Halbdunkel zu sehen und zu ahnen und zu fürchten, und diesem Mann zuzuhören, der Dinge sagt über Pferde draußen auf See, über seine Frau, die anderen vertraut, damit sie lernt, wem sie nicht vertrauen kann, Dinge, die ich nicht ganz verstehe, Dinge, die vielleicht nicht einmal für mich bestimmt sind." Seite 37


8 Sterne                       18.02.2023

 

"Körperzellen und Schneekristalle. "Seite 213

 

"Ein schwaches Rauschen aus dem Funkgerät wie ferner Applaus." Seite 214

 

Dieser Roman startet als Abenteuerroman in der Antarktis und endet mit dem Bemühen der Annahme einer Krankheit, dem Verlust des Sprachvermögens.


9 Sterne                       12.02.2023

 

"Oder ob man selbst eine solch bunte Scherbe ist, eingesperrt in ein Kaleidoskop." Seite 222

 

Dies ist trotz der schrecklichen, ausweglosen und traurigen Zeit, die beschrieben wird, und sehr lesenswertes Buch.

 

"Es waren diese Momente, wenn der Geist zur Ruhe kam, wenn der Kopf das Denken einstellte und die Musik sie trug. Dann schien die Zeit stehen zu bleiben, und sie bewegten sich durch den Raum wie ein Schwarm Fische im endlosen Meer. Durch unbekannte Kräfte miteinander verbunden." Seite 101


10 Sterne                       04.02.2023

 

"Nach und nach hatte er die Wüste schätzen gelernt, deren Unendlichkeit seine Angst vor dem Blick zurück linderte und deren Stille ihm die Angst vor dem Tod nahm." Seite 259

 

Unvergesslich aus diesem Roman wird für mich das Cafè Kundera sein. "Der ganze Raum schien aus Rahmen statt aus Ziegelsteinen erbaut zu sein. In allen Rahmen war ausnahmslos das Bild einer Straße zu sehen. Breite Fernstraßen in Amerika, endlose Highways in Australien, verkehrsreiche Autobahnen in Deutschland, prachtvolle Boulevards in Paris, verstopfte Seitenstraßen in Rom, schmale Pfade in Machu Picchu, vergessene Karawanenrouten in Nordafrika und Landkarten von den alten Handelswegen entlang der Seidenstraße auf den Spuren Marco Polos - es gab Straßenbilder aus der ganzen Welt." Seite 82


10 Sterne                       29.01.2023

 

"In diese eigene Würde, in dieses Stück Land, das keinem anderen gehörte, legte jeder einen kleinen Samen der Hoffnung, der eines Tages keimen würde." Seite 197

 

Ich lese und glaube, ich habe einen wunderbaren und bewegenden Roman von Isabel Allende vor mir.

 

"Doch Hoffnung war ein gefährlicher chemischer Stoff, der in der Menschenseele Kettenreaktionen auslosen könnte." Seite 131


9 Sterne                       26.01.2023

 

"Aber dieses weiche, große Rauschen, das gab es nur im Frühjahr." Seite 199

 

Bis jetzt mochte ich jeden Roman von Ewald Arenz wegen seiner klaren, gefühlvollen Sätze und besonders wegen seiner sehr treffenden Naturbeschreibungen.

 

"Irgendwo hatte er gelesen, dass die Kuckucke immer noch zur gleichen Zeit im Frühjahr ankamen, obwohl die anderen Vögel wegen des Klimawandels bereits früher da waren und die Kuckucke daher ihre Eier nicht mehr rechtzeitig in die fremden Nester legen konnten." Seite 225


8 Sterne                       22.01.2023

 

Fragen

 

In diesem Roman zeigt Elif Shafak verschiedene Blickrichtungen und Betrachtungsweisen, wie wir Religionen sehen können. Sie gibt damit viele Aspekte für ein besseres und verständnisvolleres Miteinander.

 

Allerdings glaube ich, dass das fünfte Element (ursprüngliche Kraft des Universums) nicht die Leere ist, sondern die Liebe

 

Feuer

Wind

Erde

Wasser

Liebe


10 Sterne                       08.01.2023

 

"Das Licht scheut den Schatten nicht und die Dromedare haben noch immer Durst. Wie das Lot die Gebrechlichkeit der Zeit missachtet. Niemand hält sich die Augen zu, wenn die Sonne das Farbspektrum öffnet durch den Kristall." Seite 377

 

Wow! Zu Anfang des Jahres schon so eine Lese-Perle gefunden!

 

Das Coverbild des Romans hat Minu Ghedina selbst gestaltet. "Der Eisvogel zeigt die Schönheit auf, die im Buch so wichtig ist. Außerdem ist sein schimmerndes Blau wie ein Tarnkleid im Wasser, damit die Fische ihn nicht sehen, wenn er eintaucht." Minu Ghedina


6 Sterne                          02.01.2023

 

Lebensgeschichten

 

Irgendwie war es zum Jahresende bzw. zum Jahresanfang passend, über Lebensgeschichten nachzudenken. Das Buch ist sehr lesenswert, aber bitte auch das Interview dazu lesen. Es macht Jo Leevers und ihr Buch sehr sympathisch.

 

"Es geht um Leben und Tod, über das Erinnern und das Erzählen, das die Macht hat, alte Wunden zu heilen."