Junges Licht - Ralf Rothmann
Eigentlich fühlt man sich beim Lesen nicht gut. Hinter jedem Satz könnte etwas
Schreckliches kommen. Immer ahnt man hinter dem Normalen und Ruhigen einen Abgrund.
Doch der besondere und bildreiche Schreibstil fesselt einen und die Beschreibungen über die Arbeit und die Arbeitsbedingungen in den 60iger oder 70iger Jahren unter Tage sind fantastisch. Auch
der Titel und das Cover machen zurecht neugierig.
Der Roman beschreibt eine Ruhrgebietskindheit aus der Sicht des 12jährigen Julians. Diesen Julian möchte man gerne schützen und ihm eine glückliche Kindheit schenken.
Seite 124 "Er liebte diese Stunde nach Feierabend, wenn die meisten Kumpel längst in der Kaue waren oder auf ihren Fahrrädern saßen, diese reiche Ereignislosigkeit, in der man nicht dauernd etwas
tun oder wahrnehmen mußte. In der man sich wahrgenommen fühlte vom Berg. Kühl war es hier. Es roch entfernt nach Kalk."
Seite 228 "Weil sie den Wetterlampen und den neuen Meßgeräten nicht trauten, brachten alte Bergleute immer wieder Singvögel mit unter die Erde, bevorzugt Kanarien. Die waren so empfindlich, daß
sie schon bei leisesten Sauerstoffschwankungen, etwa bei einem Anflug von Gas, verstummten und
bewußtlos auf den Käfigboden fielen. Und dann hieß es laufen, laufen und alle Frischluft-Schleusen auf!"
Auch die Westdeutsche Allgemeine Zeitung schreibt:"Ralf Rothmann ist ein wunderbarer Erzähler. Er hat die Kraft, von Gefühlen zu berichten, ohne sentimental zu werden, er beherrscht die Kunst, Stimmungen in Worte zu fassen. In seinem neuen Roman Junges Licht ist er überzeugender als je zuvor."
236 Seiten / 8,- €
(Dorothea Münnich)